Host-Info
Otto H. Urban
Institut für Ur- und Frühgeschichte,
Universität Wien
 
ORF ON Science :  Otto Urban :  Wissen und Bildung .  Gesellschaft 
 
Auf Spurensuche nach Asterix  
  Ein Forscherteam des Instituts der Ur- und Frühgeschichte der Universität Wien unter der Leitung von Otto Urban entdeckte in Burgund (Frankreich) in einem gallischen Oppidum ein neues Tor. Das Tor liegt im Befestigungsring einer Siedlung auf dem 821m hohen Mont Beuvray im Naturpark Morvan. Die Höhensiedlung trug in der Antike den Namen Bibracte.  
Neue Ergebnisse der Grabungen
Neben einem Murus Gallicus, einer Befestigungsmauer mit vereinzelt vernageltem Holzbalkensystem, das eine Blendmauer mit einer auf der Innenseite angeschütteten Erdrampe verbindet, und einem davor verlaufenden, schwach befestigten 3,2 m breiten Weg, der mit einer Steigung von rund 3,5° der Mauer folgt, wurde nun ein völlig unbekanntes Tor entdeckt.

Es ist 2,8 m breit und 7,2 m tief. Die Holzbalkenkonstruktion war stellenweise noch bis zu 18 Lagen hoch erhalten, das heißt, der an einem Hang errichtete etwa 7 m starke Murus Gallicus mußte an der Außenseite eine Mauerhöhe von zumindest 3½ m aufweisen.

Das höchstwahrscheinlich in die Jahrzehnte um 100 v. Chr. errichtete Tor hat einem primär fortifikatorischen Zweck gedient.
Im jüngeren Befestigungsring, welches wohl knapp vor dem Gallischen Krieg errichtet worden ist, weist dagegen das heute im Gelände rekonstruierte Nordtor eine Breite von fast 20 m auf und dient daher primär repräsentativen Aufgaben.

Während dieser relativ kurzen Zeitspanne hat sich das Bild von Bibracte grundlegend geändert, von einer keltischen Befestigung zu einem urbanen Zentrum der gallischen Welt

 


Foto der Ausgrabung mit der nördlichen Torwange. Deutlich erkennbar sind die Holzbalken sowie die Reste der Mauer.
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Oppidum und Murus Gallicus
Cäsar bezeichnete in seinem Kriegsbericht die zentralen Siedlungsplätze der Gallier als "Oppidum". Dieser lat. Begriff bezeichnet sowohl Befestigungen wie Städte.

In der Regel wurden die Oppida von einem Murus Gallicus, einer Umfassungsmauer, geschützt. Dieser Befestigungstyp wurde von Cäsar ausführlich beschrieben, wobei ein horizontal verlegtes Holzbalkenwerk eine vorgelagerte Bruchsteinmauer mit einer auf der Innenseite angeschütteten Erdrampe verbindet.

Vgl. Caesar, De bello Gallico, VII 23.
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Modell eines Murus Gallicus (Foto: Musée de Bibracte).
Pläne für den Sommer 2001

Im Juli 2001 sollen vom Team der Universität Wien die Torgasse sowie das Vorfeld des Tores schichtweise freigelegt werden. Insbeondere soll beobachtet werden, wie die Innenseite des Murus Gallicus konstruiert worden ist.

Die Skizze zeigt eine Arbeitshypothese, wie sich der Autor zur Zeit, das heißt vor der geplanten Ausgrabung, das Tor vorstellt.

 


Skizze des Tores (Arbeitshypothese - Jänner 2001)
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Bibracte und das Museum für keltische Kultur
Das gallische Oppidum von Bibracte liegt heute im Naturpark Morvan, rund 20 km südwestlich von Autun, auf dem 910 m hohen Mont Beuvray. Mehrere Ausgrabungsstätten sind an Ort und Stelle rekonstruiert und können bei einer 2- bis 3-stündigen Wanderung frei besichtigt werden.

Führung mit Kleinbussen in Englisch oder Deutsch vom 1. Juli bis 2. Sep. tgl. um 15 Uhr, Kosten 7,62 Euro, ermäßigt 5,34 Euro.

Das 1996 eröffnete Musée de la Civilisation celtique, am Fuße des Mont Beuvray gelegen, führt mit Hilfe der archäologischen Funde, zahlreicher Modelle und Video-Programmen in die Welt der Kelten ein.

Geöffnet: 17. März bis 11. Nov., tgl. von 10-18 Uhr; vom 1. Juli bis 2. September, tgl. bis 19 Uhr. Eintritt: 5,34 Euro, ermäßigt 3,81 Euro, Kinder unter 12 Jahren frei.
->   Musée de la Civilisation celtique
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->   Universität Wien, Institut für Ur- und Frühgeschichte
->   Grabungen im Befestigungswerk von Bibracte
 
 
 
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