Host-Info
Otto H. Urban
Institut für Ur- und Frühgeschichte,
Universität Wien
 
ORF ON Science :  Otto Urban :  Wissen und Bildung 
 
Woher kommen wir? Wer sind wir?
Internationales Frühmittelalter-Symposion in Wien
 
  Am 14. Juni beginnt ein dreitägiges Symposion der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) zu Identitätsbildungen im frühen Mittelalter, welches anlässlich der bevorstehenden Emeritierung des Begründers dieser Forschungsrichtung in Wien stattfindet. Prof. Wolfram hält dazu heute um 19 Uhr einen öffentlichen Abendvortrag im Theatersaal der ÖAW.  
Die Suche nach den Ursprüngen

Fresko aus St. Benedikt bei Mals (Vintschgau), 9. Jh. n. Chr., das einen vielleicht fränkischen Grundherrn zeigt.
Vom 14.-16. Juni findet anlässlich der bevorstehenden Emeritierung von o.Univ.-Prof. Dr. Herwig Wolfram (Univ. Wien) ein internationales Symposion der Österreichischen Akademie der Wissenschaften zur "Identitätsbildungen im frühen Mittelalter" statt.

Freitag: Im Rahmen des Symposions werden verschiedene Zugänge zu den Identitäten des Frühmittelalters besprochen. Walter Pohl erläutert unter dem Titel Identität und Widerspruch Gedanken zu einer Sinngeschichte des Frühmittelalters.

Volker Bierbrauer stellt methodische Überlegungen zur ethnischen Interpretation archäologischer Fundgruppen in den Mittelpunkt seiner Ausführungen.

Jörg Jarnut hält ein Plädoyer für die Abschaffung eines obsoleten Zentralbegriffes der Frühmittelalterforschung: dem Terminus "germanisch"!
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Öffentlicher Abendvortrag
Ort: Theatersaal der ÖAW, Sonnenfelsgasse 19, 1010 Wien
Zeit: Freitag, 14.6.2002, 19 Uhr c.t.

Univ.-Prof. Dr. Herwig Wolfram,
DIE SUCHE NACH DEN URSPRÜNGEN - Von der Bedeutung des frühen Mittelalters

Musikalische Untermalung durch ein Vokalensemble unter der Leitung von Susanne Grunsky
->   Österreichische Akademie der Wissenschaften
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Identitätsbildungen in West-, Nord- und Osteuropa
Samstag: Anton Scharer spricht über die Rolle der Kirche bei der Identitätsbildung der Angelsachsen und Rudolf Schieffer über Karl d. Gr. und dem Ursprung des westlichen Kaisertums.

Birgit und Peter Sawyer berichten über die Gründung der skandinavischen Königreiche und Andreas Schwarcz über die Suche nach der Herkunft der Ungarn.

Sonntag: Joachim Ehlers und Meta Niederkorn behandeln Vorstellungen des Frühmittelalters in hochmittelalterlichen Texten. Anschließend findet ein runder Tisch über laufende Projekte und Perspektiven statt.
->   Das Programm
Woher kommen wir?

Bonifatius: Mission und Märtyrertod aus Codex Bamberg, Staatsbibliothek, um 1000 n.Chr.
Die eingangs gestellte Frage nach dem WOHER KOMMEN WIR wurde lange Zeit missverstanden und oftmals politisch wie ideologisch missbraucht. Heute wird dagegen das Frühmittelalter als jene Phase verstanden, in der die Bausteine gelegt wurden, auf denen ein Europa der Völker, wie wir es heute kennen, entstehen konnte.

Die Rolle und Bedeutung der Kirche, der Klöster, Orden wie Diözesen, der Heiligen und der Missionstätigkeit sowie die klassische Ethnographie und die Entstehungsmythen in Verbindung mit der biblischen Geschichte werden ebenso wie die Antikenrezeptionen als Teil eines historischen Prozesses verstanden.

Die überlieferten Quellen entstammen zu einem Großteil allerdings erst der Erinnerungskultur späterer Zeiten, insbesondere des Hoch- und Spätmittelalters.

Archäologische Quellen des Frühmittelalters könnten hier ein Regulativ darstellen, sie wurden jedoch auch lange Zeit ethnisch missinterpretiert und sogar politisch missbraucht. Ein im letzten Jahr erschienenes Buch bringt dazu forschungsgeschichtlich interessante Fallbeispiele aus Deutschland.
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Eine hervorragend nationale Wissenschaft
Heiko Steuer (Hrg.) Eine hervorragend nationale Wissenschaft
Deutsche Prähistoriker zwischen 1900 und 1995, 2001. Reallexikon der Germanischen Altertumskunde ¿ Ergänzungsband 29, 2001.
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Weitere neue Bücher zum Frühmittelalter
Im Zusammenhang mit der Herausbildung der modernen Nationen Europas spiegelt die Geschichte des Frühmittelalters eine Schlüsselrolle bei der Begründung nationaler Ansprüche und den Versuchen um ihre wissenschaftliche Legitimation. Zwei Bücher sind dazu vor kurzem erschienen:

Walter Pohl (Wien), Die Völkerwanderung, 2002.
Patrick Geary (Los Angeles), Europäische Völker im frühen Mittelalter. Zur Legende vom Werden der Nationen, 2002.
Bedeutung von Recht und Schrift
 


Karl der Große und sein Sohn Pippin (von Italien) als Gesetzgeber, darunter ein Schreiber, aus dem Codex Modena, Bibliotheca Capitulare.
->   Sämtliche Artikel von Otto Urban in science.ORF.at
 
 
 
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