Host-Info
Otto H. Urban
Institut für Ur- und Frühgeschichte,
Universität Wien
 
ORF ON Science :  Otto Urban :  Wissen und Bildung .  Gesellschaft 
 
Kelten- und Römerausstellungen in Deutschland
Archäologen auf dem Weg nach Vix
 
  Anläßlich der Fahrten nach Vix (Burgund), wo die Universiät Wien archäologische Untersuchungen im Befestigungswerk des keltischen Fürstinnensitzes auf dem Mont Lassois begann, wurden sehenswerte archäologische Ausstellungen und Museen in Deutschland besichtigt.  
Grabungen der Universität Wien auf dem Mont Lassois

Im Rahmen eines internationalen Forschungsprojektes der Universit¿Dijon unter Leitung von Prof. Mordeau werden systematische Untersuchungen der eisenzeitlichlichen Siedlungskammer rund um den Mont Lassois (Burgund) durchgef¿hrt. Auf der Anh¿he lag das zum F¿rstinnengrab von Vix (5. Jhdt. v. Chr.) geh¿rende Zentrum.

Ein Team des Instituts f¿r Ur- und Fr¿hgeschichte der Universit¿Wien begann in der Vorwoche mit der Untersuchung der Befestigungswerke auf dem Mont Lassois. Durch die Arbeiten soll das Alter und der stratigraphischen Aufbau der Verteidigungsanlagen gekl¿ werden. Im Zuge der Ausgrabungen werden die einzelnen Wallschichten abgegraben und die ¿erreste der Steinmauern sowie deren Versturz und allf¿iger h¿lzerner Einbauten (Palisaden, Pfosten etc.) freigelegt. Die dabei in den einzelnen Schichten gefundenen Kleinfunde (Fibeln, M¿nzen, Gef¿ragmente etc.) geben den Arch¿ogen Hinweis auf das jeweilige Alter der Schicht. Sie m¿ssen daher ebenso wie die einzelnen Schichten genau vermessen, gezeichnet und fotografiert werden. Diese minuti¿se Teamarbeit, welche Studierende im Rahmen ihrer Universit¿ausbildung ausf¿hren, wird vor Ort von Thomas Pertlwieser und Iris Ott geleitet. Bisher wurden interessante Einzelfunde der Sp¿ronzezeit und der fr¿hen Keltenzeit (5. Jhdt. v. Chr.) entdeckt.

Das Team der ¿terreicher unter der Leitung des Berichterstatters, welches bereits seit 1995 in Bibracte (CAE) forscht und im Juli die Untersuchungen eines neuentdeckten Ausfalltores im ¿eren Befestigungsring von Bibracte abgeschlossen hat, ist auf die Erforschung pr¿storischer und keltischer Befestigungswerke spezialisiert. Ende August wird dann ein Team der Universit¿Kiel (Leitung Prof. Haffner) mit der Untersuchung der Siedlungsstrukturen auf dem Plateau des Mont Lassois beginnen.

Die f¿r drei Jahre projektierten arch¿ogischen Forschungen auf dem Mont Lassois sollen Aufschl¿sse ¿ber die Siedlungs- und Wirtschaftsstrukturen dieses sp¿ronze- und eisenzeitlichen Zentralortes geben. Die Pr¿storiker nehmen an, da¿die auf der Rh¿ne aus Massalia kommenden Ferng¿ter ¿ber dem Markt vom Mont Lassois und die Seine nach Nordwesten zum Atlantik, bzw. durch die Burgundische Pforte nach Westen bis in das Rheintal verhandelt worden sind. Um diesen Fernhandel zu sichern, waren diplomatische Beziehungen mit Angeh¿rigen der aristokratischen F¿hrungsschicht notwendig. Der ber¿hmte Krater von Vix (Prunkst¿ck des Museums von Ch¿llon-sur-Seine, Bild) stellt ein derartiges Gastgeschenk dar, welches wohl im Zuge der Kontakte, Verhandlungen oder Vereinbarungen ¿bergeben worden ist.
->   Das Fürstinnengrab von Vix
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ARCHÄOLOGEN AUF DER REISE
Anläßlich der zahlreichen Fahrten zwischen Burgund und Wien wurden mehrere archäologische Sonderausstellungen und Museen in Deutschland besichtigt. Zwei davon sollen speziell hervorgehoben werden:

"Das Rätsel der Kelten vom Glauberg" in Frankfurt (bis 1.9.02 !!)
"Varusschlacht im Osnabrücker Land" in Kalkriese

Bild mit goldenem Halscollier aus dem Grab 1 vom Glauberg, wie es in ähnlicher Form auch die Steinstele zeigt.
->   Keltenforschung - von Burgund bis in das Weinviertel
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DAS RÄTSEL DER KELTEN VOM GLAUBERG Glaube - Mythos - Wirklichkeit
Im Zentrum der Ausstellung stehen die zwei keltischen Fürstengräber vom Glauberg (Hessen) mit ihren reichen Schmuckbeigaben und einmalig figuralverzierten Bronzekannen. Daß die erst vor fünf Jahren entdeckten Grabkomplexe bereits nun vollständig der Öffentlichkeit präsentiert werden können, ist eine Meisterleistung der Restaurierwerkstätten.

Neben der lebensgroßen Steinfigur eines keltischen Fürstens (Bild) und den drei weiteren Fragmenten, die alle im Bereich der Prunkgräber entdeckt worden sind, wird eine Gesamtdarstellung nahezu aller bekannten keltischen Großskulpturen des 7. bis 3. Jh. v. Chr. und ihre kennzeichnenden mediterranen Vorbilder präsentiert. Der Vergleich der männlichen Plastiken zeigt den Wandel der Heroen, die anfänglich, das heißt in der Hallstattzeit, in kultischer Nacktheit ithyphallisch und dann, am Beginn der Latènezeit, gerüstet und mit Insignien versehen, dargestellt werden.

Die beiden reich ausgestatteten Grabkomplexe vom Glauberg werden in den Kontext zahlreicher frühkeltischer Fürstengräber des Mittelrheingebiets und Süddeutschlands gestellt. Die Ausstellung in der Schirn Kunsthalle nahe dem Frankfurter Römer bietet erstmals einen Einblick in die Kunst der Bildhauerei der keltischen Eisenzeit.
->   Schirn Kunsthalle Frankfurt
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Detail der Schnabelkanne aus dem Grab 1 vom Glauberg (Fotos: U. Seitz-Gray). Am Gefäßrand sitzt zwischen zwei Fabeltieren ein Mann im Schneider- bzw. Buddhasitz und scheint zu meditieren.
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VARUS-SCHLACHT im Osnabrücker Land
Eine der sehens- und lesenswertesten archäologischen Internetseiten der letzten Monate mit vielen Hintergrundinformationen.

Bild: Nachgebautes germanisches Grubenhaus im Freilichtgelände.
->   Zur Internetseite "Museum und Park Kalkriese"
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Römische Waffenfunde.

Oben: Gladiusscheide. Seitlich: zwei Geschoßbolzen, ein Lanzenschuh und drei Lanzenspitzen.
Neue archäologische Ausstellungen in Österreich
Archäologische Events, neue Ausstellungen und Fundstätten-Präsentationen in Österreich - eine kleine Auswahl:
->   Carnuntum: Jazzbrunch am 25. August
Urgeschichtszentrum Frög-Rosegg, Ktn.

Die im Gräberfeld Frög (Kärnten) entdeckten Funde geben Einblick in die Hallstattkultur. Weitreichende Kulturkontakte knüpften die Menschen dieser Zeit. An der Spitze der Gesellschaftspyramide standen Reiterkriegern.

Im offenen Ausstellungsraum des Urgeschichtszentrums sind Exponate aus der Zeit der Hallstatt Kultur zu sehen. Eine Arena und ein Holzzelt bieten Raum für kulturelle Veranstaltungen. Moderne Holzskulpturen von Klaus Kerschbaumer passen sich der Atmosphäre der Austtellung an.

Bild: Vogelwagen von Glasinac, Nachbildung in Bronze, Hallstattzeit. Die Enten hatten eine mystische Bedeutung, da Wasservögel Symbol des Göttlichen waren.
->   Urgeschichtszentrum Frög-Rosegg
Weltkulturerbe Hallstatt, OÖ

Im Frühjahr wurde das völlig neu gestaltete Museum Hallstatt eröffnet - eine einzigartige Geschichte in einer eindrucksvollen Landschaft.

Bild: Bemalte tönerne Schnabelkanne aus dem Gräberfeld von Hallstatt.

->   Museum Hallstatt
Salzwelten Hallstatt

Inmitten des Berges, am Salzsee, zeigt eine neugestaltete Multivisionsshow den Besuchern die Geschichte des prähistorischen Salzbergbaus.

Bild: Tragsack aus dem spätbronzezeitlichen Bereich des prähistorischen Salzbergbaus.
->   Salzwelten Hallstatt
 
 
 
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