Host-Info
Otto H. Urban
Institut für Ur- und Frühgeschichte,
Universität Wien
 
ORF ON Science :  Otto Urban :  Technologie 
 
Dem ältesten Kupferbergbau auf der Spur
Archäologische Bergbauforschungen in Salzburg
 
  Aufnahme des interdisziplinären Forschungsprojektes "Bronzezeitlicher Kupferbergbau Arthurstollen" in das Arbeitsprogramm der Prähistorischen Kommission der Österr. Akademie der Wissenschaften. Ziel der Forschungen ist die Rekonstruktion der rund 3700 Jahre alten Bergbautechnik in St. Johann/Pongau, dem ältesten Kupfererzbergwerk der Ostalpen.  
Der Arthurstollen in St. Johann im Pongau, Szbg.
Im Arthurstollen ist der bisher älteste Untertage-Bergbau auf Kupfer in den Ostalpen nachgewiesen. Er datiert in die frühe Bronzezeit und hat ein Alter von rund 3700 Jahren. Der tiefste Punkt dieser prähistorischen Kupfergrube erreicht eine Tiefe von 180 m. Noch zum Teil unverbrochene Stollen und Strecken bieten einen Blick zurück in die Bronzezeit und zeigen den hohen technischen und organisatorischen Standard der Bergleute dieser Zeit.
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Schaubergwerk Montandenkmal Arthurstollen
Rund 400 m vom salzachseitigen Mundloch entfernt sind durch den Stollen prähistorische Abbauräume aufgeschlossen. Der Der ¿Verein Montandenkmal Arthurstollen" ermöglicht, daß dieses bedeutendste bronzezeitliche Denkmal Österreichs, welches den hohen kulturellen wie technischen Stand der alpinen Bewohner bereits in der frühen Bronzezeit bezeugt, für Besucher zugänglich ist.

Im weiteren Stollenverlauf werden Einblicke in die Bergbautechnik und Abbaumethoden am Beginn unseres Jahrhunderts vermittelt. Das ehemalige Wasserschloß des Arthurwerkes, ein interessanter Industriebau aus den zwanziger Jahren, dient als Informations- und Sammelraum für Besuchergruppen.

Kupferbergwerk von Mitterkirchen (Holzschnitt von J. Kirchner 1879)
->   Zufahrt zum Montandenkmal Arthurstollen
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Das interdisziplinäre Forschungsprojekt

Neben Montanarchäologen arbeiten Lagerstättengeologen und Mineralogen im ständigen Forschungsteam. Außerdem stehen eine Reihe von Nachbarwissenschaften zur Analyse organischer Fundgegenstände, seien es die Hölzer der Verzimmerung, das Gezähe (Bergwerks-Werkzeug) oder organische Makroreste, von Speiseabfällen bis zu den Ausscheidungsresten der Bergmänner, bereit.

Verantwortungsvoll wie kostenaufwendig ist auch die Arbeit der Restaurierung, die von der Werkstätte des Salzburger Museums Carolino Augusteum durchgeführt wird. Die reiche Bergbausammlung verleiht dem Museum, wo alle Funde aus dem Kupfererzbergbau fachgerecht aufbewahrt werden, seine überregionale Bedeutung.
Schema des frühbronzezeitlichen Bergbaues
 


Im oberen Gesenk (Stollen) Förderung mit Hilfe einer Haspel, Schlitten und Seil, im unteren Gesenk anfänglich durch die Feuersetzmethode, tiefer dann durch Rillenschlägel und Tüllenpickel (siehe Abbildung oben).

Wiss. Entwurf und Graphik mit Details: Prof. Clemens Eibner.

Unten, seitlich: Holzstich mit Feuersetzmethode nach G. Agricoila (1556), eine Methode, die bis zur Erfindung des Sprengstoffes im Bergbau Anwendung fand.
Ziele und Fragen der Ausgrabungen

Um in diese bronzezezeitliche Stollen weiter vordringen zu können, ist die Anlage eines 12 m langen Schrägstollens erforderlich. Er soll im Rahmen des Projektes durchgeführt werden.

Der Leiter des Forschungsprojektes, Friedrich Moosleitner (SMCA) und der Leiter der Ausgrabungen untertags, Prof. Clemens Eibner (Universität Heidelberg), erhoffen sich, daß in den zumindest 11 m unter dem Arthurstollen liegenden bronzezeitlichen Bergbau, der ständig unter Wasser steht, die Hölzer gut erhalten sind und eine dendrochronologische (jahresringgenaue) Altersbestimmung ermöglichen. Denn die heute vorliegenden Radiokarbondaten differieren um rund 400 Jahren und lassen zwei Schwerpunkte, um 1700 und um 1300 v. Chr., erkennen. Ob der Bergbau über einen so langen Zeitraum, mehr als 400 Jahre, durchgehend betrieben oder erst nach einer Unterbrechung neuerlich aufgeschlossen worden ist, können vielleicht die Neufunde klären. Außerdem ist zu erwarten, daß sich in dem tieferen Abschnitt das Fundmaterial angereichert hat und so viele organische Reste von der Kleidung, Gerätschaft und Ausstattung der Bergleute entdeckt werden können.
->   Salzburger Museum Carolino Augusteum
Radiokarbon- und Dendrodatierung
->   Radiokarbon- und Dendrodatierung, was ist das?
Dendrochronologie in Österreich
Literatur:
Rupert Wimmer u. Michael Graber, Standardchronologien in Österreich als Basis für die dendrochronologische Datierung, in: Archäologie Österreichs 9/2 (Wien 1998) 79-85.
->   Interdiszipl. Forschungsinstitut für Archäologie der Univ. Wien
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Prähistorische Kommission der ÖAW
Die Prähistorische Kommission wurde am 15. Dezember 1886 eingesetzt. Seit ihrer Gründung haben sich Ziele und Aufgaben der Kommission mehrfach gewandelt. Zuletzt, durch die Integration der Keltischen Kommission, hat sich ihr Aufgabengebiet erweitert. Ihr Obmann, Univ.Prof. Dr. Herwig Friesinger, hat daher neue inhaltliche Schwerpunkte vorgeschlagen und drei Arbeitsgruppen eingesetzt, die sich intensiv mit den prähistorischen Perioden Paläolithikum, Bronzezeit und Eisenzeit befassen.

Die Hauptaufgaben der Kommission, die im letzten Evaluationsbericht als "zentrale Institution des Faches in Österreich" beurteilt wird, umfaßt Editionsarbeiten, die Koordination und Organisation von Projekten und Symposien sowie die Realisierung und wissenschaftliche Betreuung von ausgewählten Forschungsvorhaben, wie das neue Projekt "Bronzezeitlicher Kupferbergbau Arthurstollen".
->   http://www.oeaw.ac.at/praehist/
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