Host-Info
Otto H. Urban
Institut für Ur- und Frühgeschichte,
Universität Wien
 
ORF ON Science :  Otto Urban :  Wissen und Bildung 
 
100 Jahre Römisch-Germanische Kommission  
  Am 26. Oktober feierten über 300 in- und ausländische Archäologen das 100-jährige Bestehen der Römisch-Germanischen Kommission des Deutschen Archäologischen Instituts in Frankfurt/Main. Ein Kolloquium wurde veranstaltet und zwei Bücher herausgegeben, darunter ein Überblickswerk über die Archäologie in Deutschland.  
Römisch-Germanische Kommission
Die Römisch-Germanische Kommission (RGK) des Deutschen Archäologischen Instituts ist die zentrale archäologische Forschungsstelle Deutschlands, die Ur- und Frühgeschichtsforschung in Alteuropa von der Altsteinzeit bis zum Mittelalter betreibt und fördert; insgesamt wurden in den einhundert Jahren 260 Fundorte erforscht bzw. deren Untersuchungen gefördert.

Die Kommission ist Herausgeberin mehrerer wissenschaftlicher Zeitschriften (Germania und Berichte der RGK) und wichtiger Reihen (Ausgrabungen in Manching, Römisch-Germanische Forschungen, Limesforschungen etc.). Sie pflegte seit ihrer Gründung intensive Kontakte mit den einschlägigen in- und ausländischen Universitätsinstituten, Museen und Denkmalämtern.

Wegen der vielfältigen internationalen Beziehungen und Vorhaben untersteht das Deutsche Archäologische Institut dem Auswärtigen Amt. Es unterhält im In- und Ausland bedeutende Fachbibliotheken, führt internationale Kooperationen und interdisziplinäre Forschungsprojekte durch und fördert seit 1927 durch Stipendien den wissenschaftlichen Nachwuchs im In- und Ausland.
->   RGK
Forschungsprojekte der RGK
->   Projekt Iatrus
Erforschung eines antiken Militärlagers am Donaulimes der Provinz Moesia II (heute Bulgarien)
->   Projekt Manching
Multidisziplinäre Erforschung des größten keltischen Oppdiums an der oberen Donau
->   Oder-Projekt
Archäologische Erforschung einer Kulturlandschaft vom Paläolithikum bis in das Mittelalter
->   Projekt Megalithgräber
Projekt Megalithgräber im Vale de Rodrigo (Südportugal)
Festkolloquium am 25.-26. Oktober 2002
Die zentrale Stellung der RGK im Wissenschaftsbetrieb Europas wurde durch die Teilnahme von über 300 in- und ausländischen Mitgliedern des DAI - die aus praktisch allen europäischen Staaten zum Festkolloquium nach Frankfurt/Main kamen - deutlich. Von österreichischer Seite nahmen der Sekretär der phil.-hist. Klasse der Österr. Akademie der Wissenschaften, Prof. H. Friesinger, und Berichterstatter teil.

Im Rahmen des zweitägigen Kolloquiums berichteten die Kommissionsmitglieder über ihre Forschungen. Dabei wurde ein Bogen gespannt, der in der Altsteinzeit beginnt und über die Römerzeit bis zu mittelalterarchäologischen Stadtkerngrabungen reichte.
Feierstunde im Römer
Bei der eigentlichen Feierstunde im Kaisersaal des Römers, zu der die Oberbürgermeisterin der Stadt Frankfurt einlud, hielt Altbundespräsident Prof. Roman Herzog den Festvortrag. Er betonte bei seiner Rede das besondere Interesse, welches heute die Gesellschaft der archäologischen Forschung gegenüber einnimmt. Außerdem wies er auf die Bedeutung der Geschichte für das Selbstverständnis einer Gesellschaft hin und dass deren Ergebnisse trotz - oder wegen - ihres hypothetischen Charakters immer wieder hinterfragt werden müssen.
->   Der Römer von Frankfurt
Neuerscheinungen

Ausweisphoto von G. bersu, 1921
Anläßlich des Gründungsfestes wurde als Thema der Berichte 100 Jahre Römisch-Germanische Kommission gewählt.

Neben den ausführlichen Berichten zur Geschichte der RGK, den Ausgrabungs-, Forschungs- und Publikationsprojekten, erfolgt ein umfassender, von W. Krämer verfaßter, Beitrag zu "Gerhard Bersu - ein deutscher Prähistoriker, 1889-1964". Die Biographie von Prof. Bersu, der sowohl Direktor der RGK von 1930 bis 1935 als auch von 1950 bis 1956 war und während der NS-Herrschaft nach England emigrieren musste, gibt vielschichtige Einblicke in die Strukturen und internen Auseinandersetzungen der verschiedenen NS-Organisationen, wie dem Amt Rosenberg und dem SS-Ahnenerbe.

 


Urdolmen mit Hünenbett aus einem Werk von Ole Worm aus dem Jahre 1643

In einem eigenen Beitrag der Berichte wird der historische Buchbestand der RGK von B. Sasse-Kunst behandelt. Sie hat dabei zahlreiche alte Stiche, die prähistorische Denkmale oder archäologische Funde zeigen, zusammengestellt.

Bild seitlich: Dokumentation einer Stratigraphie, die von Rudbeck bei Uppsala aufgenommen worden und 1679 gedruckt worden ist.
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SPUREN DER JAHRTAUSENDE - Archäologie und Geschichte in Deutschland
Anläßlich des 100. Geburtstages der RGK wurde von Uta von Freeden und Siegmar von Schnurbein ein über 500-seitiges Werk herausgegeben (Verlag Theiss), in dem 18 Autoren der Kommission einen umfassenden Überblick über die älteste Geschichte ihres Landes geben. "Die Autoren machen", so der Klappentext, "mit dem Leben seit der Altsteinzeit vertraut und führen über Jungsteinzeit, Bronze- und Eisenzeit zu den Kulturen der Kelten, Germanen, Römer, Slawen und Deutschen."

Über 800 farbige Bilder illustrieren diese archäologische Spurensuche, wobei die 30 großformatigen Aquarelle des dänischen Graphikers Flemming Bau wegen ihrer Detailtreue und Stimmung, die sie vermitteln, besonders hervorgehoben werden müssen.
->   Konrad Theiss Verlag
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Rekonstruktion des Osttores von Manching - Beispiel eines Aquarells von Flemming Bau
->   Pressekonferenz am 24. 10. 02 auf den Spuren der Jahrtausende
 
 
 
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