Host-Info
Otto H. Urban
Institut für Ur- und Frühgeschichte,
Universität Wien
 
ORF ON Science :  Otto Urban :  Wissen und Bildung .  Technologie 
 
Modern Times in der Archäologie
Archäologie und Computer im Wiener Rathaus
 
  Im Wiener Rathaus findet vom 20.-22. November der 7. Workshop zu "Archäologie und Computer" statt. Die neuesten Anwendungen der Computertechnologie in der archäologischen Forschung bzw. Darstellung der Ergebnisse werden von zahlreichen in- und ausländischen Wissenschaftern gezeigt.  
Archäologie und Computer
1996 wurden erstmals von der Forschungsgesellschaft Wiener Stadtarchäologie in Zusammenarbeit mit der MA 7-Kultur und der MA 14 diese Plattform organisiert, bei der Spezialisten aus den Bereichen Computertechnik, Kulturmanagment, Privatindustrie und Archäologie sowie Denkmalpflege anhand konkreter Fallbeispiele neue Techniken zeigen und zur Diskussion stellen.
->   Ausführliches Programm mit den Referaten
20. November 2002
Am Mittwoch finden zwei Workshops statt (13.00-17.00): Ein englisch-griechisches Team bietet eine Einführung in ein conceptual reference model und ein österreichisches Forscherteam (M. Schrenk, T. Fundneider und E. Schmidinger) berichtet über die Anforderungen und Methodik eines Content Management Systems.
->   Zusammenfassung
21. November 2002
Am Donnerstag (ab 9.00) werden zahlreiche Fallbeispiele gezeigt, bei denen mit Hilfe von 3D-Projektionen ein multimediales Erlebnis geschaffen wird und archäologische Ruinen sowie deren Rekonstruktion in einer virtuellen Realität erstehen. Archäologische Funde im Einzelnen, wie Museen und Ausstellungen werden virtuell erlebbar. Kulturelle Prozesse werden dargestellt,

Die Anwendung von 3D-Laser-Techniken für die Vermessung und Aufnahme von archäologischen Bodendenkmalen und Gebäudne zeigt ein österreichisches Team der Riegl Research GmbH. (N. Studnicka und A. Ullrich). Die wichtige Verbindung von Geisteswissenschaft und Wirtschaft wird dabei deutlich. Ein deutscher Beitrag zeigt die Anwendbarkeit dieser neuen Technologie bei der Dokumentation archäologischer Grabungen.

Interessant erscheint ein Titel: ¿Österreichs Schrebergartenidylle im Mittelalter¿ (Referenten N. Hofinger und A. Gisinger). Aus der Vortragszusammenfassung folgender Auszug:
...
"Möglichkeiten und Grenzen virtueller Rekonstruktionen historischer Gebäude nach archäologischen Befunden. Ein Bericht aus der Praxis. Mit dem Einsatz neuer Medien in der Museumsarbeit haben sich die Darstellungsmöglichkeiten historischer Schauplätze vervielfacht.

Die Resultate der Anwendung der zahlreichen technischen Möglichkeiten von "fotorealistischen" Rekonstruktionen über Rundgänge durch dreidimensionale History-Welten lösen bei Fachleuten meistens eher Befremden aus.

Oft scheint die Darstellung mehr Wert auf Blumentöpfe und grüne Wiesen im Sommerkleid zu legen als auf die gesicherten historischen Befunde einerseits sowie auf den museumspädagogischen Nutzen andererseits.

Welche sind die häufigsten Fallen, in die die Kuratoren und Designer stolpern? Gibt es auch Beispiele gelungener Zusammenarbeit von Archäologen und Programmierern?
...
M. Jobst berichtet über die Entwicklung von der Karte zur Multimedialen Kartographie. Anhand der multimedialen Darstellung von Carnuntum bzw. des Kärntner Vierbergelaufes werden archäologische bzw. historische Projekte zur Diskussion gestellt.

B. Schedl führt dagegen durch Computerrekonstruktion bzw. CAD-Modellen von Burgen, Kapellen und Klosterkirchen zu einer virtuellen Mediavistik. Dabei wird der historische Wert von Computeranimationen in Frage gestellt. Das Streben nach "exakten Rekonstruktionen historischer Objekte am Computer" erscheint dagegen nicht nur ein "diffiziler" Prozess zu sein, sondern ein Wunschtraum. Rekonstruktionen können immer nur ein mögliches Bild einer ehemaligen Wirklichkeit geben, ein Konstrukt, welches nicht in der Vergangenheit, sondern in den Köpfen der heutigen Wissenschafter und Betrachter entsteht. Anhand der visualisierten Burg Starhemberg, der Kloster von Cluny, des Riesentores von St. Stephan oder der Virgilkapelle in Wien wird exemplarisch gezeigt, wie interdisziplinäre Zusammenarbeit zu qualitätsvollen Rekonstruktionen führen kann. Diese werden in der neu gegründeten Publikationsreihe "virtuelle Mediaevistik" veröffentlicht.

Ein Abendvortrag am Donnerstag (19.00) vom Ehepaar Zdanovich gibt Einblick in die Bronzezeit Russlands.
->   Zusammenfassung
22. November 2002
Am Freitag werden mehrere Beispiele von GIS im Unterricht und der Forschung vorgeführt; die Anwendung quantitativer Methoden am Beispiel paläolithischer Funde, die unter einer Halbhöhle in der Dordogne gefunden worden sind, oder einer geoarchäologischen Datenbank von Petra (Jordanien, "... jenseits des Jordan, wo Johannes taufte"), von Phliasia (Peloponnes) bzw. Grumentum (Süditalien) zeigen den weiten historischen wie geographischen Bogen, der durch die verschiedenen Referenten gespannt wird. Ein Vortrag von N. Shiode (GB) mit einer virtuellen Rekonstruktion ägyptischer Tempel rundet diese Wanderung durch die Antike Welt ab.

W. Neubauer und M. Doneus von der Univ. Wien führen dann wieder zurück zu archäologischen Grabungen und zu präzisen Dokumentationstechniken der Stratigraphie mit Hilfe von 3D Laser Scannern.
->   Zusammenfassung
Podiumsdiskussion
Am Freitag (16.00) finden dann zum Abschluss eine Podiumsdiskussion zur Zukunft der virtuellen Realität und der 3D-Modelle in der Archäologie statt.

Ein Einstiegszitat von einem der Podiumsgäste - Lionel Dorffner:
...
"Mit Hilfe von 3D Visualisierungen lassen sich komplexe räumliche
Sachverhalte sehr anschaulich und eindrucksvoll präsentieren.
Solche Darstellungen sollten aber nie als einziges Ziel eines Projektes gesehen werden, sondern immer das 'Nebenprodukt' sorgfältiger Datenerfassung und -modellierung sein. Nur dann ist auch die Wiederverwendbarkeit und die Verknüpfung mit Metadaten gegeben."
...
Eine Chance für die Altertumswissenschaften
Das breit gefächerte Programm zeigt die Chancen, welche die neuen Technologien für die Darstellung archäologischer und historischer Denkmale bieten. Dass die Stadt Wien nunmehr zum siebenten Male sozusagen die Plattform schafft, auf der sich zahlreiche Referenten aus den verschiedensten europäischen Staaten zum Erfahrungsaustausch und zur Diskussion treffen, ist erfreulich und ermunternd. Die Veranstaltung bietet den in Museen, an Universitäten und Denkmalämtern tätigen Forschern und Lehrenden wie den Studierenden die Möglichkeit, neue Wege in der Archäologie zu beschreiten.

Nach der Entdeckung, dass antike Ruinenstätten und archäologische Bodendenkmäler historische Quellen darstellen (19. Jh.), der Phase der Rekonstruktionen und Archäologieparks (20. Jh.) folgt nun der Schritt zur virtuellen Darstellung (21. Jh.).

Die Referate des Workshops "Archäologie und Computer" werden in den gleichnamigen Tagungsbänden publiziert bzw. in Form einer CD veröffentlicht.
->   Archäologie und Computer, 6. Workshop
Auskünfte und Fragen
Mag. Wolfgang Börner
Magistrat der Stadt Wien
Geschäftsgruppe Kultur und Wissenschaft - Stadtarchäologie
Friedrich-Schmidt-Platz 5/1
A-1082 Wien
Tel: +43 (1) 4000 81 176
Fax: +43 (1) 4000 99 81 177
E-mail: bor@gku.magwien.gv.at
->   Forschungsgesellschaft
Wiener Stadtarchäologie
 
 
 
ORF ON Science :  Otto Urban :  Wissen und Bildung .  Technologie 
 

 
 Übersicht: Alle ORF-Angebote auf einen Blick