Host-Info
Otto H. Urban
Institut für Ur- und Frühgeschichte,
Universität Wien
 
ORF ON Science :  Otto Urban :  Wissen und Bildung .  Gesellschaft 
 
"An der schönen blauen Donau"  
  Der weltberühmte Donauwalzer von Johann Strauß Sohn besingt nicht den Donaustrom, sondern die "Alte Donau". Denn zur Zeit der Komposition und Erstaufführung des Walzers 1867 war die Donau noch nicht reguliert, sondern floss im Bett der Alten Donau.  
Für ein Referat "Zur keltischen Archäologie an der mittleren Donau" auf einer Tagung der ÖAW im Dezember 2002, die in Schleswig stattfand, wählte ich den Titel "An der schönen blauen Donau".

Im Zuge der Vorbereitungsarbeiten bemerkte ich, dass der weltberühmte Donauwalzer, der 1866/67 von Johann Strauß (Sohn) komponiert worden ist, noch nicht den regulierten Donaustrom, sondern die sich dahin windende "Alte Donau" besingt. Die Anlegestelle der Donau-Dampfschiffe befand sich damals gegenüber dem Kleinen Gänsehäufel an der rechten Stromseite.
An der schönen blauen Donau
 


Ca. 1850 schrieb Carl Beck ein Gedicht mit dem Titel "An der schönen blauen Donau", das mit der Zeile "Donau so blau, so blau" endet. Beck hat mehr als 20 Bände Gedichte meist sozialkritischen Inhalts geschrieben, es hat aber sonst nichts mit dem Walzer zu tun!

Johann Strauß, der selbst etwas sozialistisch angehaucht war und daher lange auf die Ernennung zum "Hofballmusikdirektor" warten mußte, wählte den Titel dieses Gedichtes für den 1867 komponierten Donauwalzer.
Die Volkshymne von Wien

Dianabad
Im Winter wurde die gedeckte Schwimmhalle des alten Dianabades zu einem Ballsaal umgestaltet. Am 15. Februar 1867, einem halben Jahr nach der verlorenen Schlacht bei Königgrätz, wurde in diesem improvisierten Tanzsaal in Wien-Leopoldstadt erstmals der Wiener Walzer (opus 314) unter der Leitung des Komponisten aufgeführt.

Bereits kurze Zeit nach der Uraufführung empfanden die meisten Wiener den Donauwalzer von Johann Strauß Sohn als heimliche Hymne ihrer Heimatstadt. Der Text "An der schönen blauen Donau", "Donau so blau" von Franz von Gernerth wurde erst 1889 hinzugefügt.
->   Johann-Strauß-Gesellschaft
Der Donau-Strom, die heutige "Alte Donau"
 


Auf der kolorierten "Perspectiv-Karte" von F. X. Schweickhardt aus den Jahren 1830-1846 sind gut die reich verzweigten Donauarme zu erkennen. Neben dem eigentlichen Donau-Strom (der heutigen Alten Donau) waren das Kaiser-Wasser, der Donau-Kanal sowie der Wr. Neustädter-Kanal wichtige Transportwege.
Die Donauregulierung

Donau-Kanal mit Überschwemmung im Jahre 1830
Nach zwei schweren Überschwemmungen im Jahre 1830 (nach einem Eisstoß) und 1862 wurde die Regulierung der Donau beschlossen.

Nach dreijähriger Planungsarbeit durch Ing. James Abernethy und Georg Sexauer wurde am 14. Mai 1870 der erste Spatenstich von Kaiser Franz Joseph I. durchgeführt. Nach nur fünfjähriger Bauzeit wurde die neue Schifffahrtsrinne dem Verkehr übergeben.

 


Bei den Feierlichkeiten am 30. Mai 1875 fuhren, wiederum im Beisein des Monarchen, 18 Schiffe der Donaudampfschifffahrtsgesellschaft von der Stadlauer Brücke nach Nussdorf.

Nicht vollständig ausgeführter Projektplan für die Regulierung der Donau nächst Wien
Im Zuge dieser Regulierung wurde an der linken Donauseite ein Überschwemmungsgebiet (Inundationsgebiet) geschaffen, welches durch den Hubertusdamm geschützt wurde, und der Donaukanal (ein alter Seitenarm der Donau) mit der Schleusenanlage am Nußdorfer Spitz ausgestattet.

1874 wurde die Floridsdorfer Brücke (seinerzeit Franz-Joseph-Brücke) und 1876 die Reichsbrücke (ehemals Kronprinz-Rudolf-Brücke) eröffnet.

 


Artaria-Stadtplan aus dem Jahre 1850, nach dem die "Vorstädte" eingemeindet worden sind.
Die Donau zur Zeit von Johann Strauß Sohn

Schiffsmühle
Ein 1850 von Artaria angefertigter Plan von Wien zeigt Wien nach der ersten Stadterweiterung. Der II. Bezirk erstreckte sich vom heutigen Donaukanal bis zum Donau-Strom (der heutigen Alten Donau). Die Brigittenau reicht bis zum Kaiser-Wasser, einem Nebenarm der Donau, an dem die Schiffsmühlen lagen. Sowohl die Brigíttenau, wie Kaisermühlen, der Prater, die Krieau und Freudenau gehörten damals zum II. Bezirk.

1830 wurde beim heutigen Gänsehäufel eine Dampfschiffstation angelegt, die für Kaisermühlen, einer Ansiedlung von Mühlenbesitzern, Flößern, Schiffern und Fischern, einen spürbaren Aufschwung brachte. Dieser wehrte bis etwa 1875, als die Schiffahrtsstation an das rechte Donauufer bei der Reichsbrücke verlegt wurde.

 


Plan der unregulierten Donau um 1863 von J. Orth mit Anlegestelle der Donaudampfschiffe.
Strandbad Gänsehäufel

Ausschnitt einer Postkarte aus 1910
Erst 1907, als das Strandbad am Gänsehäufel in dem nunmehr strömungslosen Altarm der Donau eröffnet worden ist, erlebt Kaisermühlen einen neuerlichen Aufschwung.

Auszüge aus dem 1. Führer "Städtisch. Strandbad Gänsehäufel":

"So stellt der Donaustrand mit seinen Licht-, Luft-, Sonnen-, Sand- und Schwimmbädern eine kommunale Einrichtung dar, wie sie in hygienischer Beziehung vollkommener und erfolgreicher für die körperliche Wohlfahrt der Badegäste nicht geschaffen werden kann."

Was das "Gänsehäufel" heute der Wiener Bevölkerung ist, kann man einem schönen Sommertage sehen, wenn Tausende hinunterströmen und im goldigen Sonnenschein in den angenehmen Fluten des alten Donaubettes sich von den Strapazen des Tages erholen."
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Florian Berndl
Florian Berndl
Florian Berndl (1856-1934), ein Naturheilkundler, der nach der Donauregulierung auf dem Gänsehäufl "Neubrasilien", eine Kolonie für Sonnenanbeter, schuf. Er pachtete 1900 ein Joch ("zur Kultivierung von Edelweiden"), errichtete einige kleine Hütten und bot seinen Besuchern, die sich nach Wasser, Sonne und Sand sehnen, vegetarische Imbisse und Fruchtsäfte. Die Gemeinde Wien kündigte allerdings den Pachtvertrag und gründete 1907 das städtische Strandbad. Das unkomplizierte Badevergnügen entsprach wohl nicht den Moralvorstellungen der Stadtverwaltung.

Berndl war noch bis 1913 Bademeister, wurde dann jedoch entlassen und musste seine Insel verlassen. Er versuchte noch zwei weitere Male die Ideen der Freikörperkultur durchzusetzen, doch sie waren nicht von Erfolg beschieden.
->   Biographie
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Arbeitsgemeinschaft Schöne Alte Donau

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An der schönen blauen Donau - Texte
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