Host-Info
Otto H. Urban
Institut für Ur- und Frühgeschichte,
Universität Wien
 
ORF ON Science :  Otto Urban :  Wissen und Bildung .  Technologie 
 
Archäologie mit der elektronischen Wünschelrute
Urgeschichtliche Entdeckungen in Ansfelden (OÖ)
 
  Geomagnetische Prospektion einer kupferzeitlichen Siedlung durch archäologische Blindgrabung bestätigt und verifiziert.  
Ansfelden erforscht seine Urgeschichte

Ansfelden, den Meisten nur als Autobahnstation bekannt, erforscht seine Urgeschichte. Im Zuge einer archäologischen Bestandsaufnahme fiel das Augenmerk auf eine "Burgwiese" nahe dem Petersberger. Hier wurde im 4. Jahrtausend v. Chr. (Kupferzeit) ein Befestigungsgraben angelegt, der ein rund 5.000 Quadratmeter großes Areal begrenzte. Der heute noch zwei Meter breite Sohlgraben sicherte einen an drei Seiten durch Steilabhänge natürlich geschützten Geländesporn oberhalb der Kremsmündung in die Traun (Abbildung: Geländemodell mit 3D-Ansicht der Burgwiese).

Doch wie schaut die Verbauung dieser Siedlung aus? Neue Methoden sollten Antwort geben und überprüft werden.
Geomagnetische Prospektion

Durch die Erkundung mithilfe eines Caesium Magnetometers, mit dem die Erdmagnetik exakt vermessen wird, konnten innerhalb der Siedlung 50 Gruben von verschiedener Größe und Form sowie über 80 Pfostenlöcher in genauer Lage festgestellt werden.

Durch einen so genannten "Blindtest", wo den Ausgräbern die Ergebnisse der Prospektion nicht bekannt waren, konnten innerhalb einer Testfläche die Befunde der Magnet-Messungen hervorragend bestätigt werden.

Die Ausgrabungen erbrachten außerdem den Nachweis, dass die kleine Anhöhe mehrfach - in der Kupferzeit, zur frühen Bronzezeit, in der Hallstattzeit und im Frühmittelalter - besiedelt worden war.
Vergleich der Geomagnetik mit der Ausgrabung
 


Testfläche 2000:

Oben: Interpretation der Magnet-Messungen (braun: Gruben; dunkelbraun: Pfostengruben, blau: Eisenobjekte).

Unten: Gegenüberstellung der Magnet-Messungen (grau-schwarz) mit den archäologischen Befunden (orange).

Quelle: ArcheoProspection (Wolfgang Neubauer) und Grabungsbefunde (Peter Trebsche)
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Geophysikalische Prospektionsmethoden
Seit Mitte der 80er Jahre befindet sich an der Universität Wien bzw. an der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik ein Zentrum der geophysikalischen Prospektion archäologischer Bodendenkmale.

Bei der geomagnetischen Prospektionsmethode werden kleinräumige Veränderungen der Stärke des Erdmagnetfeldes in einem feinmaschigen Raster von 50 x 12,5 Zentimeter gemessen, um auch kleine Veränderungen, wie Pfostengruben, erfassen zu können. Die Methode beruht auf dem Prinzip, dass Humus, Lehm, Steine, gebrannte Ziegel oder Lehmplatten ein jeweils unterschiedliches Magnetfeld haben - eine Beobachtung, die seit Alters her bekannt ist und bereits bei der Suche nach Wasseradern mit der Wünschelrute zum Einsatz kam.

Die Abbildung seitlich zeigt den heute mit Sonde und Elektronik ausgestatteten, völlig unmagnetischen High-tech Messwagen; einem der genauesten und effizientesten, der zur Zeit von der Archäolgie eingesetzt wird (Foto: VIAS).
->   VIAS mit Link zur ZAMG-ArcheoProspections
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Das Projekt: Rückblick und Ausblick
Das Projekt ist ein exemplarisches Beispiel f¿r eine gelungene Zusammenarbeit verschiedenster ¿ffentlicher wie privater Stellen und zeigt, wie praxisorientierte Ausbildung an der Universit¿t m¿glich ist.

Im Rahmen eines Forschungsprojektes des Linzer Stadtmuseums und der Universit¿t Wien stellte ein studentischer Mitarbeiter, Peter Trebsche, alle metallzeitlichen Fundst¿tten im Gro¿raum Linz zusammen - die Proseminararbeit mit dem Titel "Siedlungsarch¿ologische Aspekte im Gro¿raum Linz" ist als Sonderheft 21 der Linzer Arch¿ologischen Forschungen, erschienen 1999, erh¿ltlich. Dabei "entdeckte" er - f¿r sich - die Burgwiese.

Er f¿hrte daraufhin bald manche Gespr¿che und stie¿ auf einen ¿u¿erst interessierten Grundbesitzer (den "Petersberger" in Kremsdorf) und einer aufgeschlossenen Gemeindevertretung mit dem B¿rgermeister an der Spitze.

Langer Rede, kurzer Sinn, die Gemeinde ¿bernahm die Kosten der Ausgrabungen und Prospektionsarbeiten durch die ZAMG. Das NORDICO veranlasste die Gel¿ndevermessung und ¿bernahm die Fundrestaurierung. Neben Ferialpraktikanten arbeiten auch Teilnehmer der Lehrgrabungen der Universit¿t Wien und Salzburg, die vom Berichterstatter bzw. Prof. Ruprechtsberger durchgef¿hrt werden, an den Ausgrabungen mit. Ihnen obliegt auch die Grabungsleitung.

Durch eine wirklich gro¿z¿gige Spende eines Ansfeldener Gro¿bauern sind au¿erdem keramiktechnologische Analysen durch die Hochschule f¿r Angewandte Kunst und die Bestimmung der sp¿tneolithischen Tierknochen durch das NHM-Wien m¿glich. E. Puchinger, der bereits die Tierknochen von der ebenfalls sp¿tneolithischen Ufersiedlung Mondsee bearbeitet hat, wird diese pal¿ozoologischen Studien leiten. Es wird sich zeigen, ob im Haustierbestand der Seerand- und H¿hensiedlungen Unterschiede zu beobachten sind. Die in Mondsee nachgewiesenen Haustiere d¿rften ja zum Teil aus dem s¿dalpinen bzw. mediterranen Raum abstammen.

Nicht zuletzt sollen die arch¿ologischen Befunde die Grundlage f¿r die urgeschichtli
->   Fundbericht der Grabung 2000
Pläne für Sommer 2001
Die diesjährige Grabungskampagne wird im August stattfinden. Wie im letzten Jahr ist auch ein offener Tag mit speziellen Aktivitäten für Schulkinder sowie eine öffentliche Führung für alle Interessierte bzw. eine Pressekonferenz geplant.

Die Anfahrt erfolgt von Kremsdorf Richtung Petersberger (Wegweiser).
->   Ansfelden mit link zur Stadtgeschichte über Gemeindeamt und Wissenswertes
 
 
 
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