Host-Info
Otto H. Urban
Institut für Ur- und Frühgeschichte,
Universität Wien
 
ORF ON Science :  Otto Urban :  Wissen und Bildung 
 
Neuaufstellung Museum für Urgeschichte, Asparn
Aus alt mach neu
 
  Im Laufe des letzten Jahres wurde die Schausammlung des Museums für Urgeschichte neu aufgestellt. Sie kann im Zuge eines Besuches der Sonderausstellung "Die Kelten in Mähren" besichtigt werden.  
Altsteinzeit in NÖ (90.000 - 10.000 v.h.)
 
Kopie


Die Altsteinzeit steht am Beginn des Rundganges durch das "neue" Museum für Urgeschichte. Hier werden die ältesten Relikte der Menschheitsgeschichte präsentiert.
Im Bild die sogenannte Venus vom Galgenberg, eine kleine Statuette aus Schiefer, die in der Nähe von Krems gefunden wurde. Mit einem Alter von über 30.000 Jahren handelt es sich um eine der ältesten anthropomorphen Figur, die bisher entdeckt worden sind.

In einem Raum (er stammt noch aus der ursprünglichen Ausstellung) wurden die Wandmalereien und halbplastischen Lehmfiguren aus französischen Höhlen rekonstruiert. So können die Besucher die Höhle betreten und erhalten einen Eindruck über den Kontext der ältsten "Kunstwerke".
Jungsteinzeit (6. und 5. Jahrtausend v. Chr.)

Jungsteinzeit-Saal
Auch der Jungsteinzeit (jene Epoche in welcher der Ackerbau und die Viehzucht einsetzt) ist in Asparn breiter Raum gewidmet. Einen besonderen Schwerpunkt bilden die Funde von Schletz. In diesem Ort, nur wenige Kilometer von Asparn entfernt, wurden in einem bis zu 2 m tiefen Grabenanlage hunderte Skelette getöteter Menschen gefunden. Ganz offensichtlich wurde hier im 6. Jahrtausend v. Chr. nicht nur eine Siedlung vernichtet, sondern auch ein Massaker angerichtet.
Kupferzeit (4. und 3. Jahrtausend v. Chr.)

Modell einer Befestigung
Die Kupferzeit bilder den Übergang zwischen dem Neolithikum und der Frühbronzezeit und ist, wie der Name schon sagt gekennzeichnet durch das erste Auftreten von Kupfergegenständen. "Ötzi" gilt gemeinhin als Paradevertreter der Kupferzeit.
->   Mehr zur Kupferzeit im ORF
Bronzezeit (2000-800 v. Chr.)
 
Modell eines Bergwerks


In er Bronzezeit werden immer mehr Gerätschaften und Objekte aus Bronze, einer Kupfer-Zinn-Legierung hergestellt. Dass dafür notwendige Erz wurde - wie beispielsweise in der Preiner Gegend - bergmännisch gewonnen (siehe Modell).

Die Schausammlung in Asparn bietet ein reiches Fundspektrum. Hervozuheben ist die Präsentation einer Doppelbestattung zweier Kinder aus Unterhautzenthal aus der frühen Bronzezeit (2000-1600 v. Chr.). Die beiden Kinder wurden so bestattet, dass sie einander anblicken.

Ebenfalls werden ausgewählte Funde aus dem reichen mittelbronzezeitlichen (1600-1300 v. Chr.) Gräberfeld von Pitten präsentiert. Bronzeschmuck, wie die reich verzierten Diademe, bilden einen Glanzpunkt der Sammlung.
Urnenfelderzeit (1300-800 v. Chr.)

Urne mit Gefäßbeigaben
Die Urnenfelderkultur bildet die Spätphase der Bronzezeit und ist - wie der Name bereits dagt - durch Leichenverbrennung und Urnenbestattung gekennzeichnet. Der Leichenbrand wird oftmals mit Resten des Scheiterhaufens und ausgewählten Trachtbestandteilen in einem Tongefäß vergraben. Neben der Urne finden sich in den Gräbern oftmals Beigaben von keramischen Gefäßen, Bronzenadeln, Fleischmesser etc. Waffen werden eher selten ins Grab mitgegeben.

Neben den Grabfunden werden auch Depotfunde gezeigt: Der Depotfund von Enzersdorf im Thale mit 50 kg Bronze in Form von Bronzetassen, Bronzegeräten, Gusskuchen und Bronzefragmenten ist spektakulär.
Hallstattzeit (ältere Eisenzeit, 8.-5. Jhdt. v. Chr.)

Fließende Epochenübergänge
Die Hallstattzeit, speziell im Weinviertel, ist bekannt. Sind doch die hallstattzeitlichen Großgrabhügel von Großmugl oder Niederhollabrunn weithin sichtbar.

Im Museum für Urgeschichte in Asparn wurde ein Grab der Hallstattzeit (Grabhügel 3 von Langenlebarn) als Idealform eines hallstattzeitlichen Grabes rekonstruiert.

Der fließende Übergang zwischen der Bronze- und Eisenzeit bzw. den urnenfelderzeitlichen und hallstättischen Gräbern wird durch eine durchbrochene Zwischenwand deutlich (Bild).
->   Neues zur Hallstattzeit im ORF
Situlenkunst

Situlenraum
Ein eigener Raum ist der Situlenkunst gewidmet, wobei hier bewußt einige Elemente der alten Schaustellung, nämlich die Wanddekorationen in Form von vergrößerten Abbildungen von Situendarstellungen beibehalten und in die neue Ausstellung integriert wurden. Im Zentrum steht die Situla von Kuffern. (Original im Naturhistorischen Museum Wien). Die szenischen Darstellungen werden nicht nur ausführlich beschrieben, sondern auch interpretiert. Die Situla selbst kann aus nächster Nähe von allen Seiten betrachtet werden.
Keltenzeit (Jüngere Eisenzeit, 5.-1. Jhdt. v. Chr.)
 


Keltische Funde erfreuen sich einer besonderen Beliebtheit bei den Besuchern. Nicht zuletzt wird deshalb auch in diesem Jahr eine Sonderausstellung zu den Kelten in Mähren gezeigt.

Unter den Funden der Keltenzeit ragen die trepanierten Schädeln aus Guntramsdorf und Katzelsdorf (Logo) heraus. Der Schädel mit Spuren einer dreifachen Bohrtrepanation zeugt von einem hohen keltischen Wissensstand, auch wenn der Patient von Katzelsdorf die Operation offenbar nicht überlebt hat. Dennoch gibt es vereinzelt Nachweise, dass solche Eingriffe erflogreich durchgeführt wurden.
Kelten - einst und jetzt

Nicht nur archäologisch haben die Kelten einen grossen Niederschlag gefunden. Wie kaum ein anderes Volk haben sie noch Wirkung bis in heutige Zeit. Asterix ist wohl der prominenteste Vertreter der "heutigen" Kelten. Jedes Kind (auch ältere) kennt und liebt die Geschichten von Asterix und Obelix.

Die Asparner Ausstellung bietet auch einen kleinen Überblick über das Keltenbild im Wandel der Zeiten, von historischen Darstellungen bis zu heroisierenden Standbildern des französischen Historismus.
->   Mehr zu Kelten einst und jetzt
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Keltomanie heute
Das Keltentum wird nicht nur bis in die heutige Zeit gepflogen - es hat eine Hochblüte. Kaum ein Produkt, das es nicht mit keltischen Motiven gibt. Besonders beliebt sind keltische Tatoos und Schmuckstücke (Bild), aber auch Uhren, Kleidung, Krawatten. Celtic style ist in, wäre man geneigt zu sagen, wenn dies nicht doch Englisch wäre.

Nicht zuletzt hat auch die Einrichtung einer eigener Studienrichtung für Keltologie diesem gesteigerten öffentlichen Interesse Rechnung getragen.
->   Keltologie an der Universität Wien
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Kelten - zeitgenössisch

Und noch einmal Kelten, aber zeitgenössisch.

Links, ein hallstättischer Kelte mit Glatze auf der Situla von Kuffern und rechts ein frühlatènezeitlicher Kelte mit Haartracht auf der Schwertscheide von Hallstatt (Original im NHM Wien).
Helmut Windl

Hofrat Dr. Helmut Windl, wissenschaftlicher Leiter der Museen für Urgeschichte in Asparn/Zaya und Frühgeschichte in Traismauer, Universitätslektor für Experimentelle Archäologie, führte das Team an, welche die Neuaufstellung wissenschaftlich plante. Mitarbeiter waren Dr. Walpurga Antl (NHM Wien), Ass.Prof. Mag. Dr. Alexandra Krenn-Leeb (Univ. Wien), Dr. Daniela Kern, OR Dr. Ernst Lauermann (NÖLM), Mag. Iris Ott sowie der Berichterstatter.
Archäologisches Freigelände

Keltischer Schmied bei der Arbeit
Im archäologischen Freigelände wurden Wohn- und Werkstättenbereiche verschiedener urgeschichtlicher Epochen rekonstruiert. Hier kann man - so der Werbetext - Urgeschichte hautnah erleben.

Gefördert wird dies durch zahlreiche Vorführungen von experimenteller Archäologie, die regelmäßig mit unterschiedlichen Schwerpunkten stattfinden.
Virtueller Rundgang

frühneolithisches Langhaus
->   Virtueller Rundgang
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Keltenfest 2003 oder 2002?
Keltenfest
Alle Jahre wieder findet ein Keltenfest statt. Das letzte Keltenfest mit Vorführungen von keltischen Handwerkstätigkeiten, Kinder- und Familienprogramm, Irischer Volksmusik, "Kelteneintopf" mit Fladenbrot aus dem Lehmbackofen, eigens gebrautem Keltenbier oder einzigartigem "Zaubertrank" war wieder ein voller Erfolg.
->   Museum für Urgeschichte, Asparn
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