Host-Info
Otto H. Urban
Institut für Ur- und Frühgeschichte,
Universität Wien
 
ORF ON Science :  Otto Urban :  Wissen und Bildung 
 
Sanfte Archäologie
Zerstörungsfreie archäologische Forschungen
 
  Anläßlich des Besuchs einer hochrangigen Delegation der Türkischen Akademie der Wissenschaften präsentieren archäologische Forschungsstätten in Wien moderne Methoden einer zerstörungsfreien Untersuchung antiker Fundstätten.  
Zerstörungsfreie archäologische Untersuchungen
Ein grundlegendes Problem der Bodendenkmalpflege ist, daß im Zuge einer umfassenden archäologischen Ausgrabung trotz der Dokumentation aller relevanten Fakten das Denkmal mit seiner Stratigraphie vollständig zerstört wird.

Deshalb geht die moderne Forschung dazu über, großflächige Strukturen erst durch den Einsatz moderner Prospektionstechniken zu untersuchen, die den Zustand des Bodendenkmals nicht verändern. Danach können ganz gezielt Ausgrabungen mit spezifischen Fragestellungen eingesetzt werden. So bleibt der Großteil des originalen Denkmalbestandes für zukünftige Forschungen erhalten.
->   Türkische Akademie der Wissenschaften
Geplante wissenschaftliche Kooperationen
 


Zur Zeit findet der Besuch einer Delegation der Türkischen Akademie der Wissenschaften, die vom Präsidenten Prof. Dr. Engin Bermek angeführt wird, in Wien statt. Es werden wissenschaftliche Kooperationen mit der Österreichischen Akademie der Wissenschaften vorbereitet. Im Archäologie-Zentrum der Universität Wien werden anläßlich dieses wissenschaftlichen Kontaktes mehrere in- und ausländische Prospektionsprojekte präsentiert, wo zerstörungsfrei archäologische Fundstätten untersucht werden.

Vizepräsidentin Prof. Dr. Ufuk Esin (Türkische Akademie der Wissenschaften) mit den österreichischen Gastgebern Prof. F. Krinzinger (ÖAI) und Prof. F. Daim (VIAS) zu Besuch im Institut für Ur- und Frühgeschichte der Universität Wien.
Fallbeispiel Carnuntum
Im Bereich des Großraumes von Carnuntum ist eine großflächige luftbildarchäologische Prospektion der VIAS im Gange, wobei unter anderem das Forum der Zivilstadt und manch andere Details im Umfeld des Heidentores entdeckt werden konnten.

Als Ergänzung werden geomagnetische Prospektionen durchgeführt, welche Regionen erfassen, die beispielsweise wegen des Bewuchses für luftbildarchäologische Auswertungen ungeeignet sind. An interessanten Brennpunkten werden außerdem mit dem Georadar Messungen vorgenommen mit deren Hilfe auf die Tiefe der festgestellten Baustrukturen geschlossen werden kann.

Durch diese gekoppelte Auswertung von Luftbildern und den Ergebnissen der geophysikalischen Prospektionen können ausgezeichnete Hinweise zur ehemaligen Verbauung der größten römischen Stadt am mittleren Donaulimes gewonnen werden.

Die Untersuchungen sind im Vergleich zu den traditionellen Ausgrabungen finanziell günstiger und, was entscheidend ist, sie zerstören nicht die antiken Bausubstanzen, sondern geben Hinweis auf die genaue Lage und Tiefe. So können einerseits Pläne erstellt werden, anderseits Unterschutzstellungen durchgeführt werden.

Für eine exakte Datierung muß natürlich weiterhin gezielt gegraben werden. Denn eine feinchronologische Bestimmung ist nur mit Hilfe von gut stratifizierten Kleinfunden möglich.
->   Was kann die Luftbildarchäologie?
->   Wie funktionieren die geophysikalischen Methoden?
Das alte Heidentor (vor der Konservierung)
 


Das Heidentor von Carnuntum, welches in den letzten Jahren im Zuge einer umfassenden Konservierung untersucht worden ist, wird zur Zeit wieder "freigelegt" und soll in neuer Schönheit im Herbst wieder der Öffentlichkeit präsentiert werden.

Die Bauforschungen haben ergeben, daß dieses Wahrzeichen um 350 bis 360 n. Chr. als Triumphalmonument des Kaisers Flavius Julius Constantinius II. an einer Verbindungsstraße zwischen Bernstein- und Limesstraße errichtet worden ist.

Auch dieses Forschungsprojekt unter der Leitung von Prof. W. Jobst (Museum Carnuntinum) kann als Beispiel für eine zerstörungsfreie Untersuchung gelten.
->   Museum Carnuntinum
->   Forschungen des ÖAI in Carnuntum
Fallbeispiel Ephesos

Mitarbeiter des Österreichischen Archäologischen Instituts stellen außerdem ein Projekt vor, welches die großflächige geophysikalische Prospektion der sogenannten Oberstadt von Ephesos zum Ziel hat. Bei den letztjährigen Arbeiten konnten drei Viertel der Gesamtlänge der hellenistischen Stadtmauer sowie ein römischer Straßenraster und zahlreiche neue Monumente entdeckt werden.
->   Forschungen des ÖAI in Ephesos

 


Der vom türkischen Kulturminister I. Talay und BM E. Gehrer eröffnete Schutzbau für das Hanghaus II in Ephesos. Alle Fotos: ÖAI
 
 
 
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