Host-Info
Otto H. Urban
Institut für Ur- und Frühgeschichte,
Universität Wien
 
ORF ON Science :  Otto Urban :  Wissen und Bildung 
 
Das Bild der frühgeschichtlichen Völker um 1900  
  Anhand zweier Statuen auf der Fassade der Neuen Hofburg soll das Bild der Baiuwaren und Slawen um 1900 diskutiert werden.  
Zu Stein gewordene Geschichtsbilder

Im Rahmen einer Prüfungsarbeit am Institut für Ur- und Frühgeschichte der Universität Wien sollen zwei Statuen auf der Fassade der Neuen Hofburg in ihrem historischen Kontext besprochen werden.

Diese Erdgeschoßstatuen stellen in chronologischer Reihenfolge typische Vertreter der Hauptepochen der österreichischen Geschichte dar: Auf der linken Seite stehen ein Markomanne, ein römischer Legionär, ein Baiuware, ein Glaubensprediger, ein Slawe, ein fränkischer Gaugraf, ein Magyare, ein Kreuzfahrer, ein Seefahrer und ein Ritter in Prachtrüstung (freundliche Mitteilung von Prof. Walter Krause, Institut für Kunstgeschichte der Universität Wien und Spezialist für den Ringstraßenstil).

Im Konkreten sollen die Vorbilder für den Baiuwaren und den Slawen gesucht und mit den um die Jahrhundertwende bekannten archäologischen Funden verglichen werden. In Frankreich wurden nämlich bereits bei der Darstellung bedeutender gallischer Persönlichkeiten, insbesondere Vercingetorix, bereits um 1860 archäologische Funde als Vorlage verwendet. Die Wiener Statuen erinnern allerdings eher an die phantastischen "Bühnengermanen" mit Flügel- oder Hornhelm wie sie beispielsweise Dieffenbacher gemalt hat.
Das Bild der Germanen um 1600
 


In der Renaissance erstellte Philipp Klüwer (Cluveri, Germania antiqua) anhand der antiken Texte ein Bild der Germanen, wobei es oftmals zu einen Vermischung mit den Kelten kam. Dies geschah allerdings bereits in der Antike, wie die Schriften von Dio Cassio belegen.
Vergleiche mit französischem Historismus

In Frankreich wurden bei der Darstellung bedeutender gallischer Persönlichkeiten, insbesondere Vercingetorix, bereits um 1860 archäologische Funde als Vorlage verwendet.

So findet sich auf der Vercingetorix-Bronze von Alesia neben dem Fuße dieses bedeutenden, wenn auch nicht erfolgreichen gallischen Heerführers, eine Kopie des aus Salzburg stammenden Bronzehelmes von Paß Lueg. Und als Bewaffnung erhielt er Dolch und ein Schwert aus der Bronzezeit.
Das Bild der Slawen um 1900
 


Es erscheint interessant, daß das Bild der Slawen - im Gegensatz zu dem des Baiuwaren - einen friedlichen, ackerbautreibenden Bauer mit Pflug zeigt. In der Hand schwingt er eine Axt mit jungsteinzeitlicher Steinklinge
->   Prof. Krause, Kunstgeschichtliches Institut
 
 
 
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