Host-Info
Otto H. Urban
Institut für Ur- und Frühgeschichte,
Universität Wien
 
ORF ON Science :  Otto Urban :  Wissen und Bildung .  Gesellschaft 
 
Kelten und Daker  
  Neue Forschungen untersuchen die Beziehungen der antiken Randkulturen untereinander. Im Vordergrund steht nicht mehr das Verhältnis Mittelmeerwelt-Barbaren, sondern die direkten Kontake zwischen den benachbarten Stammeskulturen, bspw. den Kelten und Dakern.  
Kelten und ihre Nachbarn

Neue Forschungen untersuchen die Beziehungen der antiken Randkulturen untereinander. Im Vordergrund steht nicht mehr das Verhältnis der mediterranen Welt mit den nördlichen Stammeskulturen, sondern die Form der Beziehungen und historischen wie kulturellen Prozesse, die direkt zwischen den benachbarten Stammeskulturen rekonstruiert werden können.

An vielen Fallbeispielen wurde bisher das Verhältnis der Kelten mit den nördlichen Nachbarn, den Germanen, dargestellt. Vergleichsweise selten finden sich dagegen Untersuchungen, welche die Kontakte mit den östlich der Kelten überlieferten Dakern behandeln.

Welche Kulturationsprozesse können zwischen diesen Stämmen der antiken "3. Welt" festgestellt werden und wie unterschieden sich diese von der Akkulturation mit den griechisch-römischen Hochkulturen? Im Unterschied zu den historisierenden Fragestellungen der Vergangenheit stehen im Mittelpunkt der derzeit laufenden wissenschaftlichen Diskurse die gegenseitige, schicht- und standesspezifische Übernahme mediterraner Symbolformen. Die Art und Weise der Selbstdarstellung der führenden Persönlichkeiten in der dakischen wie keltischen Gesellschaft, wie sie u. a. beim Grabbau und -ausstattung deutlich wird.
Silberfunde aus dem Donaudelta-Museum in Tulcea (Rumänien)
 


Helm und Beinschiene (Detail mit Darstellung eines Reiterkriegers, oben seitlich) aus dem Adelsgrab von Agighiol (Rumänien), einem Hügelgrab aus dem 4. Jh. v. Chr.


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Vortrag Prof. M. Babes am 3. April in Wien
Auf Einladung des Instituts für Ur- und Frühgeschichte spricht Prof. Dr. Mircea Babes (Rumänische Akad. d. Wiss. Bukarest) über "KELTEN UND DAKER im Karpatenbecken in der späten vorrömischen Eisenzeit (2.-1. Jh. v. Chr.). Historische und archäologische Betrachtungen."

Ort: Institut für Ur- und Frühgeschichte, 1190 Wien, Franz-Klein-Gasse 1, 3. Stock.

Zeit: Dienstag, 3. April 2001, 18 Uhr c. t.
->   Institut für Ur- und Frühgeschichte
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Wer waren die Daker?
Diese einfach klingende Frage ist gar nicht so leicht zu beantworten. Die Daker - ein antikes Volk, welches in der jüngeren Eisenzeit im heutigen Rumänien lebte - sprachen gemeinsam mit den Geten einen besonderen Dialekt des Thrakischen, einer indoeuropäischen Sprache.

Die einfache Formel, daß die nördlich der unteren Donau siedelnden Stämme, von den Griechen "Geten", von den Römern "Daker" genannt werden, stimmt leider nicht. So treten bei den den antiken Schriftstellern nicht nur die Geten wesentlich früher auf als die Daker, sie sind auch für unterschiedliche Räume bezeugt. Denn die Geten bewohnen die Gebiete außerhalb des Karpatenbogens und die Daker jene innerhalb, d. h. das Karpatenbecken.

Archäologisch lassen sich die beiden Stämme ebenfalls nicht gut trennen, so daß üblicherweise von einer geto-dakischen-Kultur gesprochen wird. Vor ähnlichen Problemen dürften bereits die antiken Gelehrten gestanden haben, denn Plinius, der 79 beim Vesuv-Ausbruch ums Leben kam, schrieb in seiner Naturgeschichte, daß die Geten von den Römern Dakern genannt werden.
Das dakische Großreich Burebistan's reichte bis an die March

Burebistan war der Erste, dem es Mitte des 1. Jh. v. Chr. gelang, mehrere dakische Stämme unter seiner Herrschaft zu vereinigen. Dabei dürfte ein Oberpriester namens Dekaineos (griech.) bzw. Dicineus (lat.), der als geistiger Führer und Lehrer der Daker wirkte und unter König Burebistan eine Art Vizekönig wurde, eine große Bedeutung gespielt haben. Im Zuge dieser Bewegung stärkte Burebistan durch "Übung und Erziehung zur Mäßigkeit im Weingenuß und Gehorsam gegenüber seinen Befehlen" seine Krieger, wie Strabo (VII 3,11) ausführlich berichtet und schuf so die Voraussetzung für seine militärischen Erfolge.

Interessant ist in diesem Zusammenhang der Hinweis auf die dakischen Rundheiligtümer, wie sie aus Sarmizegetusa (Rumänien) gut erforscht sind, astronomische Kenntnisse verraten und vielleicht sogar auf einen eigenen dakischen Kalender hinweisen.

In den 40-er Jahren v. Chr. leitete König Burebistan seine mit den keltischen Skordiskern verbündeten Truppen gegen die Kriegerscharen der Boier und Taurisker. Diese wurden von Kritasiros geleitet und ein Schatten der Geschichte schreifte unseren Raum, denn das Zentrum der Boier lag damals auf dem Burgberg von Bratislava (Preßburg).

Die Boier wurden bei dieser Schlacht vernichtend geschlagen; das Dakerreich dehnte sich danach von der unteren Donau bis zur March aus. Die Daker wurden dadurch mächtig und eine Gefahr für die Herrschenden. Dies führte dazu, daß Cäsar einen Feldzug gegen sie plante. Seine Ermordung 44 v. Chr. vereitelte jedoch diesen Plan. Das Burebistan-Reich hielt sich ebenfalls nicht lange, denn im 35 v. Chr. einsetzenden Pannonischen Krieg Octavians war das dakische Reich bereits zerfallen.
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Kelten in Rumänien
Der wohl bekannteste keltische Fund aus Rumänien stammt aus einem Prunkgrab bei Ciumesti und datiert in das 4. J. v. Chr.

Der Vogelhelm ist bis 29. April 2001 im Keltenmuseum von Hochdorf/Enz (Baden-Württemberg) im Rahmen einer Sonderausstellung THRAKER UND KELTEN BEIDSEITS DER KARPATEN zu sehen.
->   Keltenmuseum Hochdorf
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->   Keltologie in Wien
 
 
 
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