Host-Info
Reinhold Wagnleitner
Institut für Geschichte, Universität Salzburg
 
ORF ON Science :  Reinhold Wagnleitner :  Gesellschaft .  Wissen und Bildung .  Technologie 
 
das e.journal
ein virtuelles Aushängeschild der österreichischen Kultur
 
    

Ernst Jandl
All Jene, denen es nie vergönnt war, eine als Lesung getarnte Performance Ernst Jandls erleben zu dürfen, können nun immerhin im Audio-Archiv des "Electronic Journal Literatur Primär" unter der Rubrik au.dio dem großen Sprach-Artisten beim Rezitieren von fünf Gedichten lauschen.

Und dabei zumindest erahnen, was sie vermisst haben.

Zwei der von Jandl interpretierten Werke, "wien: heldenplatz" (wo zum verwogenen stirnscheitelunterschwung der glanze heldenplatz zirka versaggerte in maschenhaftem menschenmeere) und "vater komm erzähl vom krieg", gehören zu den eindringlichsten Dokumenten der neueren österreichischen Geschichte.

Ernst Jandl "wien:heldenplatz" im O-Ton
->   ernst jandl zum 70usw.sten
->   A tribute to Ernst Jandl
Ein WebZine für Neue Mediale Kultur
Seit 1995 betreibt nun Franz Krahberger das e.journal, das sich zur Aufgabe gestellt hat, Essays und theoretische Beiträge zum Thema Neue Mediale Kultur und Kommunikation online anzubieten. Damit können die sich ständig verändernden Mittel der künstlerischen und wissenschaftlichen Gestaltungsmöglichkeiten im elektronischen Raum erprobt, diskutiert und ausgelotet werden.

Darüber hinaus ist das e.journal auch offen gegenüber allgemeinen künstlerischen, literarischen, kulturellen und wissenschaftlichen Beiträgen. Einen Schwerpunkt bilden dabei Essays zur Kulturgeschichte der Zweiten Republik, insbesondere der langfristigen und tiefgehenden Auswirkungen des Kalten Krieges auf das kulturelle und politische Leben.
->   Urgeschichte des e.journal
Pionierleistung im Cyberspace

Franz Krahberger
Die Kombination der bemerkenswerten Fähigkeiten von Franz Krahberger, dem Gründer, Verleger, Autor, Akquisiteur und Betreiber des e.journal in einer Person, hat übrigens durchaus Seltenheitswert, nicht nur in Österreich. Verkörpert er doch die äußerst rare Kombination von schriftstellerischem Potential und historischen Interessen nicht nur mit cyber-ästhetischem Feingefühl, sondern auch mit hervorragenden Kenntnissen im Gebiet von Hightech und Computertechnik.

Unter den Rubriken ak.tu.ell, es.say, art.site, au.to.ren, literatur.primär, bü.cher, au.dio, mem.ory, neue.medien, fo.rum, kri.tik und in.fo versammelt das e.journal eine Unmenge an faszinierenden Texten; von Beiträgen der bildenden Kunst bis zu experimentellen Webtexten, von Giordano Bruno bis zu Stanley Kramer.
->   Biographie Franz Krahberger unter au.to.ren
Netzwerke der anderen Art
Mit Netzwerken einer ganz anderen Art setzen sich zwei Arbeiten Franz Krahbergers auseinander:

Die Admonter Bibliothek als ein barockes Ensemble eines universellen Wissens-Netzwerkes stellt dar das:
->   Admontinische Universum
Mit der Janusköpfigkeit der kulturellen Reorientierung und Demokratisierung Österreichs nach 1945 sowie der Fortknüpfung eines in seiner ganzen Anlage doch auch sehr typisch österreichisch-barocken Netzwerkes setzt sich die Pürgger Weißwäscherei eingehend auseinander:
->   Die Pürggschrift - Ausblendungen - die Welt nach 1945 (zu finden unter es.say)
Ganz vorne im Global Ranking
Diese Pionierarbeit findet, wie so oft, im internationalen Rahmen weit mehr Anerkennung als in Österreich. Dies bezeugen nicht nur die - für eine freie Kulturwebpage - besonders hohe Anzahl an täglichen Hits. Gemeinsam mit der Künstlerplattform thing.at konnte das e.journal über die letzten sieben Jahre eine erstaunliche Web-Präsenz erreichen.

Das WebZine ist global in mehr als 700 Web-Indices vermerkt, darunter auch an bedeutenden internationalen Forschungsstätten und Museen. Von der WebsMostLinked Database wird das e.journal (gemeinsam mit thing.at) im globalen Ranking von mehr als einer Millionen Websites sogar unter den Top 1% (#8691 out of 1048254 ) geführt!
->   Globales Ranking
Anerkennung ist nicht gleich Auskommen
Diese große internationale Wertschätzung bedeutet für das e.journal allerdings leider immer noch keine langfristige Bestandssicherung. Wie andere künstlerische und wissenschaftliche Initiativen im Cyberspace steckt gerade auch das e.journal in einer besonderen strukturellen Zwickmühle.

Einerseits ist das E-Zine konfrontiert mit Autoren, die, verständlicherweise, aus Copyright-Gründen manchmal zögern, ihre Texte zur Verfügung zu stellen. Andererseits erlebt das World Wide Web gerade eine rasend zunehmende Professionalisierung, und das bedeutet selbstverständlich auch eine fast vollständige Kommerzialisierung des Internet.

Und wie ein vollkommen durchkommerzialisiertes WebZine als Salon des Corporate Capitalism ausschaut, wird gerade von salon.com brillant vorexerziert.
->   salon.com
Last, but not least, stehen diese kulturellen Initiativen auch noch einer politischen Kaste gegenüber, die im besten Fall kein Verständnis an den Tag legt. Im schlimmsten aber positioniert sie den ganzen Bereich des Internet ausschließlich im Bereich der Technik, der Wirtschaft und des "freien" Marktes, womit insgesamt wiederum alles kulturell Neue einfach abgewürgt wird.

Dass es Krahberger dennoch gelungen ist, im e.journal Autoren von Neda Bei bis Franz Josef Czernin, Helmut Eisendle bis Matthias Goldmann, Marie Thérèse Kerschbaumer bis Alfred Kolleritsch, Friederike Mayröcker bis Gerhard Renner, Marlene Streeruwitz bis Peter Weibel, und Dorothea Zeemann bis Wolfgang Zinggl - um nur einige ganz wenige zu nennen - , zu gewinnen, ist daher umso bemerkenswerter.
->   Electronic Journal Literatur Primär: Interna
Ein virtuelles Kulturinstitut
Dass ein so erfolgreiches österreichisches Kulturinstitut im virtuellen Raum trotzdem vor versiegenden öffentlichen Geldquellen steht, sollte eigentlich gar nicht überraschen. Müssen wir doch gerade auch zur Kenntnis nehmen, dass das Österreichische Kulturinstitut in Paris unmittelbar von der Schließung durch die österreichische Bundesregierung bedroht ist.
Kulturelle Inkompetenz parteienübergreifend
Allerdings muss hier doch vor allzu eindeutigen parteipolitischen Zuordnungen von kultureller Inkompetenz und chauvinistischem Banausentum gewarnt werden. Wurden doch gerade unter der Ägide der Clinton Administration zahlreiche Amerika Häuser geschlossen. Auch die Regierung Tony Blairs ist gerade dabei, erfolgreiche Einrichtungen des British Council abzuwürgen. Und schließlich verschont auch die Regierung Schröder-Fischer die Goethe-Institute nicht vor empfindlichen Kürzungen.

Die passende Web-Adresse der parteiübergreifenden Homepage könnte also lauten:

www.kult-indolenz.arg
->   Institut Culturel Autrichien
->   Department of State: International Information Programs
->   British Council
->   Goethe Institute
lechts und rinks
Und da sind wir eben schon wieder bei Ernst Jandl angelangt. Diagnostizierte er doch mit unerbittlichem Humor einstens besonders treffend, dass man lechts und rinks eigentlich gar nicht velwechsern könne.
 
 
 
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