Erich H. Loewy
Department of Internal Medicine, Bioethics Program, University of California Davis
 
ORF ON Science :  Erich Loewy :  Leben .  Wissen und Bildung 
 
Ein Kommentar zur Bioethikkommission  
  Die Diskussion über Stammzellen und die Einberufung einer Ethikkommission in Österreich sollten dazu führen, dass sich die Bürger über diese Fragen besser informieren. Gute Ethik sollte sich auf Fakten stützen.  
Stammzellen
Es geht hier um sogenannte omnipotente Stammzellen. Das heißt, dass jede einzelne Zelle alles werden könnte (von einem ganzen Menschen, bis zu einer Leber oder Blutzelle). Solche Zellen sind in ganz frühen Stadien nach der Befruchtung zu finden. Es handelt sich hier um einen winzigen Zellknäuel.

Dieser Knäuel stammt von einer In-vitro-Fertilisation. Bei dieser künstlichen Befruchtung werden viele solche Knäuel produziert. Einige werden verwendet; viele werden entweder eingefroren oder vernichtet. Es besteht die Möglichkeit dass diese Stammzellen neue und ganz wichtige Behandlungsmethoden anbieten könnten.
Drei Fragen
Die Fragen die sich stellen sind:
1) Aus ethischer Sicht: dürfen solche Zellen verwendet werden?
2) Falls sie verwendet werden dürfen, sind Stammzellen Allgemeingut oder sind sie etwas, das durch den Markt verwendet werden sollte?
3) Wie soll die Entscheidung, was dem Markt überlassen werden sollte, getroffen werden?

Diese dritte Frage sollte eigentlich die erste sein. Es ist die Frage die ich heute ansprechen will; die Zweite und Dritte möchte ich für das nächste Mal im Raum stehen lassen.
Ein gut informiertes Volk
Entscheidungen müssen in einer demokratischen Gesellschaft von allen Betroffenen durch ihre Institutionen und Repräsentanten (Parlament, z.B.) getroffen werden. Sie sollten den Willen eines gut informierten Volkes wieder geben. Menschen die nicht mit entscheiden können (Kinder, schwerst Behinderte, u.s.w.) müssen besonders beschützt werden.
Aufgaben einer Ethikkommission
Eine Ethikkommission kann beraten, kann Fragen stellen, Probleme klar machen und verschiedene Gesichtspunkte vertreten. Aber keine Kommission hat in einer demokratischen Gesellschaft das Recht, eine Entscheidung zu treffen. Es kann sogar der Fall sein, dass sie zwei oder drei Möglichkeiten anbietet.
Interdisziplinarität
Eine Kommission dieser Art sollte interdisziplinär aufgebaut werden. D.h.: es sollten Fachleute für Genetik, Medizin, Philosophie und Ethik, Theologie und anderen Fächern aus der Perspektive ihres Faches sprechen und wenn möglich, sollten auch Laien daran beteiligt sein.
Glaubensbekenntnisse
Es ist wichtig, dass Theologen verschiedener Glaubensbekenntnisse und nicht nur von einem dabei sind. Moraltheologie ist nicht Ethik, genau so wie der persönliche Moralbegriff nicht Allgemeinethik darstellt.

Philosophen und Ethiker sind bei einer solchen Kommission besonders wichtig. Sie sind ausgebildet, Fragen zu stellen, Vorurteile zu hinterfragen und die Logik des Vorganges zu begutachten.
Interessen
Weiterhin muss man sicher stellen, dass die Mitglieder so einer Kommission keinen persönlichen Interessenkonflikt haben ¿ sie dürfen keine finanziellen oder andere persönliche Interessen an dem Resultat haben.
Lesen Sie mehr dazu in science.orf.at:
->   Bioethikkomission eingesetzt
->   Ulrich Körtner: Stammzellenforschung. Plädoyer für eine seriöse Debatte
 
 
 
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