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Hackler: Schwerarbeiter und Langzeit-Versicherte  
  Einst waren sie vor allem in Ostösterreich bekannt, dann aber kamen sie bei der Debatte zur Pensionsreform landesweit zu allen Ehren der Schriftsprache: die Hackler. Ihre "Regelung" im Parlament brachte es mit sich, dass "Schwerarbeiter" bzw. "Langzeit-Versicherte" plötzlich mit dieser Bezeichnung in aller Munde waren.  
"Ostösterreichisch: Mundartlich für ein Arbeitender"
"Ask Your Scientist" griff diese Woche die Frage unseres Users Helmut H. auf, der wissen wollte, was denn genau mit "Hacklern" gemeint ist.

Die einfachste Antwort darauf steht laut Ingeborg Geyer, der stellvertretenden Direktorin des Instituts für Dialekt- und Namenlexika in Wien, im Österreichischen Wörterbuch. Hier heißt es unter "der Hackler" ganz lapidar: "Ostösterreichisch mundartlich für ein Arbeitender".
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Helmut H. : "Mich interessiert die umgangsprachliche Bedeutung des Wortes 'Hackler' (derzeit vielgebraucht im Zusammenhang mit der Pensionsreform- Hacklerregelung). Wer bzw. welche Berufs- oder soziale Gesellschaftsschicht wird mit 'Hackler' bezeichnet?"
->   Die Fragen der Woche samt User-Antworten
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Ein Begriff erobert den öffentlichen Diskurs
Was mit den "Hacklern" in der Diskussion um die Pensionsreform genau gemeint ist, ist das eine. (Nämlich Männer mit mehr als 45 und Frauen mit mehr als 40 Beitragsjahren in den Pensionsversicherungen.)

Das andere ist die Frage, wie sich ein derartiger Begriff in relativ kurzer Zeit im öffentlichen Diskurs durchgesetzt hat. "Wir stehen vor dem Phänomen, dass ein Mundartwort im ganzen Land Aufnahme in die Schriftsprache gefunden hat. 'Der Hackler' scheint nun auch in Tirol oder Vorarlberg verstanden zu werden", so Geyer gegenüber science.ORF.at

Das, so die Dialekt-Expertin, könnte mit dem sehr einfachen und leicht zu schreibenden Wort zu tun haben.
Fleißig, schnell und viel arbeiten
Doch der Reihe nach. Mit "Hackler" gemeint ist jemand, der besonders fleißig, schnell und viel arbeitet: Schwerarbeiter, ursprünglich vor allem Hilfsarbeiter, heute aber all jene, die schwere körperliche Arbeiten verrichten.
Etymologie: Immer wieder hacken
Etymologisch komme der Ausdruck, so Geyer, von "immer wieder hacken", also jener Tätigkeit von Holzknechten oder Arbeitern, die früher "mit einer Hacke gehackt haben". Daraus entwickelte sich das Zeitwort "hackeln", wie unsere User "macavity84" oder "sapprogrammierer" richtig mutmaßten.

"Hackeln" sei eigentlich eine "Verkleinerunsform" von hacken, ein Zeitwort, das die Häufigkeit und Wiederholung einer Handlung ausdrückt, wie z.B. auch tropfen und tröpfeln.
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Hackeln und hackenstad sein
Entsprechend gibt es im Wienerischen auch den Ausdruck "hackenstad", wobei "stad" für "still" steht. "Hackenstad sein" bedeutet, dass man keine Arbeit hat.
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Treffende Beschreibung, treffendes Schreiben
Warum nun wurde der Begriff zuletzt so häufig verwendet? Eine Erklärung dafür ist, dass damit eine Personengruppe besonders treffend beschrieben werden kann - und auch geschrieben, meint Geyer.

Während "der Hackler" sehr einfach zu schreiben ist, würde das bei "hackenstad" (wo über dem "a" eigentlich ein phonetisches Ringerl fehlt, um seine Aussprache - ein Laut, der zwischen a und o liegt - fest zu halten), nicht so leicht funktionieren.
Keine Hackler im Gesetz

Übrigens: Trotz verbaler Dauerpräsenz der "Hackler" bei der Pensionsreform war in den entsprechenden Gesetzestexten selbst nie die Rede von ihnen, wie Gerald Gross, Pressesprecher des Sozialministers Herbert Haupt (FPÖ) gegenüber science.ORF.at bestätigte.

Hier lautet das weniger wohlklingende Äquivalent: "Personen mit langer Versicherungsdauer".

Lukas Wieselberg, science.ORF.at
->   Institut für Dialekt- und Namenlexika, Österreichische Akademie der Wissenschaften
->   Sozialministerium
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