Host-Info
Hazel Rosenstrauch
Kulturwissenschaftlerin und Wissenschaftspublizistin, ehem. Redakteurin der Zeitschrift "Gegenworte - Zeitschrift für den Disput über Wissen"
 
ORF ON Science :  Hazel Rosenstrauch :  Wissen und Bildung 
 
Die vielfältigen Rollen der Forscher von heute  
  Ein Blick auf Karrieren und Selbstbilder macht deutlich, dass es auch biografisch keine 'Einheit der Wissenschaft' gibt; zudem hat jedes Fach seine Tradition, seine Heroen und aus spezifischen Arbeitsbedingungen oder Entdeckungen entwickelte Fächerkultur.  
Laborknecht und Medienstar haben wenig gemeinsam, zwischen Ruhm und Erkenntnis, unerbittlicher Neugier und unerbittlichem Konkurrenzkampf gibt es viele Rollen im Bergwerk des Wissens und sie differenzieren sich weiter.
Am schnellsten wachsender Gesellschaftsteil
"Die Wissenschaft ist wahrscheinlich das am schnellsten wachsende Teilsystem der Gesellschaft. Grob gerechnet hat jede Verdopplung der Bevölkerung mindestens drei Verdopplungen der Zahl der Wissenschaftler hervorgebracht." (Peter Weingart)

Schon allein die Masse garantiert, daß in den Wissenschaften alle Typen und Charaktere vertreten sind - ehrgeizige und verträumte, geniale und schlichte, ehrliche und betrügerische.
Trotz Ökonomisierung weiter Selbstlosigkeits-Ideal
Die "Verbetriebswirtschaftlichung" verlangt nun auch von Wissenschaftlern Fähigkeiten, die bislang nicht zum Forscherbild gehörten.

Bemerkenswert ist, wie sehr eine Orientierung auf unabhängige Forschung, die Idee der selbstlosen Hingabe im Dienste der Wissenschaft um des Erkenntnisgewinns willen trotzdem (und allen Filmen über mad scientists zum Trotz) das Selbstverständnis oder zumindest die Idealvorstellungen in diesem Teilsystem der Gesellschaft weiter bestimmen.
Ein langer Prozess
Da dieser Prozess der Verwandlung eines autonomen, von der Liebe zur Erkenntnis bestimmten Tuns in ein von Kommerz und gelegentlich auch von Betrug 'beschmutztes' Gewerbe nun schon recht lange dauert (die Klagen über den Widerspruch zwischen Ideal und Praxis dürften so alt sein, wie die Wissenschaft selbst), hat die Treue zum Ideal wohl nicht - wie die Marxisten zu sagen pflegten - mit der verzögerten Reaktion des Überbaus zu tun haben.
Koexistenz zweier Typen
Das Bild vom uneigennützigen, unbändig neugierigen, risikobereiten Forscher koexistiert mit dem flexiblen, konkurrenzfähigen, medientauglichen und jederzeit evaluierbaren Experten.

Wir haben es offenbar - um einen derzeit aktuellen Terminus zu verwenden - mit verschiedenen Wissensformen zu tun. Ob sie nebeneinander, womöglich gleichberechtigt bestehen können, muss sich noch erweisen.

Mehr zu dem Thema können Sie im 14. Heft der "Gegenworte" lesen.
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Gegenworte, 14. Heft
Lebensläufe-Laufbahen ... zwischen Forschung, Management und Marginalisierung

Was ist heute ein Wissenschaftler? Woran orientieren sich Forscher und vor allem Forscherinnen im 21. Jahrhundert? Über Ideale und Widersprüche, Vorbilder und Brain Drain und die (Un-)Durchlässigkeit der Karrierewege schreiben Erhard Stölting, Wolfram Henn, Michael Daxner und Peer Pasternack. Mit einem Seitenblick auf das neue Europa (György Dalos, Nina Taso, Rainer Maria Kiesow). Horst Bredekamp schenkt der fliegenden Schildkröte eine Biografie, Conrad Wiedemann räsoniert über die Aktualität von Biografien.
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