Host-Info
Hazel Rosenstrauch
Kulturwissenschaftlerin und Wissenschaftspublizistin, ehem. Redakteurin der Zeitschrift "Gegenworte - Zeitschrift für den Disput über Wissen"
 
ORF ON Science :  Hazel Rosenstrauch :  Wissen und Bildung .  Gesellschaft 
 
Heraus aus dem Elfenbeinturm  
  Die Rede von der 'Wissensgesellschaft' betont neben anderem, daß Wissenschaft im Alltag mehr als je zuvor präsent ist - schon deshalb kommt dem zumal in Deutschland lange Zeit vernachlässigten Dialog zwischen Wissenschaftlern und Öffentlichkeit ein neuer Stellenwert zu.  
Science goes public?
Die Motivation für die Herausgabe eines Journals wie "Gegenworte" ist das zunehmend schwieriger gewordene und verbesserungsbedürftige Verhältnis zwischen Öffentlichkeit und Wissenschaft.

Das Vertrauen in die Autorität der Experten ist gebrochen, die Skepsis gegenüber den Folgen des wissenschaftlich initiierten Fortschritts geht in Deutschland teilweise bis zum Obskurantismus oder zur aggressiven Wissenschaftsfeindlichkeit.
Vorbelastete Wissenschaft
Dabei ruhen wenigstens drei, zwar zusammenhängende, aber doch verschiedene Lasten auf der Wissenschaft:

Zum einen die Übersetzung und Erläuterung modernen natur- und geisteswissenschaftlichen Denkens, dessen Komplexität und Kompliziertheit inzwischen ein Ausmaß erreicht hat, das nur noch Eingeweihten zugänglich ist. Zum anderen die Aufklärung über die tatsächlichen Chancen und Risiken, die mit der Wissenschaft verbunden sind.

Schließlich ist drittens die Emanzipation der Öffentlichkeit von der Wissenschaft eine Aufgabe, an der die Wissenschaft mitwirken muss.

Der Herstellung einer kritischen Urteilsfähigkeit gegenüber den Experten und den sie teilweise andächtig vermittelnden Medien muss in einem lebendigen Dialog zwischen Wissenschaftlern und den ihre Ergebnisse nutzenden und von ihnen betroffenen gesellschaftlichen Akteuren die Bahn bereitet werden, um sowohl distanzloser Wissenschaftsgläubigkeit, als auch einem Wissenschaftshass die Grundlage zu entziehen.
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Neue Formen des Dialogs
Es gehörte seit jeher zu den vornehmsten Aufgaben von Wissenschaftsakademien, zwischen wissenschaftlicher Gemeinschaft und Gesellschaft zu vermitteln. Hierfür müssen intelligente, zeitgemäße Formen entwickelt werden, die zumindest versuchen, den Problemen auch sprachlich und sachlich gerecht zu werden. Keinesfalls genügt es, die allerneuesten Erkenntnisse einem gläubigen Publikum multimedial aufbereitet bekanntzumachen. Benötigt werden Formen für einen Dialog, der den Nicht-Experten - also jeden - einlädt, sich für Wissenschaft zu interessieren, auch wenn es nicht mehr möglich ist, das Fachwissen zu übersetzen.
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Wissen entsteht nicht isoliert
So sehr neue Methoden der Popularisierung und guter Wissenschaftsjournalismus gefragt sind (und weiterentwickelt werden müssen), so dringend ist es, auch innerhalb der wissenschaftlichen Gemeinschaft für ein verändertes Verhältnis zur Öffentlichkeit zu werben und dafür neue Wege zu finden.

'Gegenworte' beleuchtet und beobachtet die Produktion von Wissen, fragt nach Vorausetzungen, Beschränkungen, Erfolgsbedingungen, kurz: nach dem Kontext der Wissenserzeugung. Berichtet wird nicht über Ergebnisse der Forschung, wie in den Wissenschaftsseiten einer Tageszeitung, sondern darüber, wie Wissenschaft funktioniert, was man von ihr verlangen oder nicht verlangen kann, wie wissenschaftliche Probleme in die Gesellschaft hineinwirkt.
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Gegenworte. Zeitschrift für den Disput über Wissen. Internetinformation mit den Inhaltsverzeichnissen der bisher erschienen Hefte:
->   http://www.bbaw.de/oe/journale/gegenworte/
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