Host-Info
Philipp Steger
Office of Science& Technology
Austrian Embassy, Washington
 
ORF ON Science :  Philipp Steger :  Wissen und Bildung 
 
Pläne für internationalen Super-Teilchenbeschleuniger - konfliktträchtige Standortdebatte vorprogrammiert.  
  Der Bau eines neuen Teilchenbeschleunigers scheint Hauptthema der diesjährigen, auch international bestens besuchten Sommerkonferenz der amerikanischen Hochenergiephysiker in Snowmass, Colorado, zu sein. Es sind aber nicht die technischen und wissenschaftlichen Details des mit US$ 6 Milliarden veranschlagten Projekts, die den Zündstoff zukünftiger Debatten liefern, sondern die politischen Rahmenbedingungen für das Zustandekommen eines derartigen Riesenprojekts.  
->   Snowmass 2001
Internationale Kooperation bereits in der Planungsphase
Die traditionelle Sommerkonferenz verschreibt sich voll und ganz der "Zukunft der Teilchenphysik" - die Schaffung von Hochleistungs-Teilchenbeschleunigern ist dabei eines der Hauptthemen. Der Umstand, daß das Projekt eines hochleistungsfähigen Teilchenbeschleunigers, diesmal - und zwar zum ersten Mal - in einer sehr frühen Phase mit allen möglichen Partnern, vor allem den Direktoren der diversen Teilchenbeschleunigerzentren auf der ganzen Welt diskutiert wird, bringt mit sich, daß die heikle Standortfrage bereits in der frühen Planungsphase zu erhitzten Diskussionen führt.
Enorme Bedeutung der Standortfrage
Die Standortfrage ist nicht nur für einzelne Länder von Interesse, sondern kann auch für das F&E Potential einer gesamten Region von nachhaltigem Einfluß sein. Den neuen Super-Teilchenbeschleuniger zu beherbergen, ist nicht nur mit Renommee verbunden, sondern mit signifikanten Folgen für die Gesamtattraktivität einer Region als Forschungsstandort. Es ist kein Geheimnis, daß hochwertige technische Ausrüstung auch die besten Forscher anzieht. Für den Fall der Teilchenbeschleuniger beschränkt sich dies allerdings nicht nur auf Physiker, sondern gilt für eine ganze Reihe von Forschern aus den unterschiedlichsten Disziplinen.
USA als Standort ...
So erstaunt es wenig, daß die Chefs der amerikanischen Forschungslabors bei aller Betonung der internationalen Kooperation die USA als Standort bevorzugen. Und sie dürften dabei das Glück auf ihrer Seite haben, denn die Zustimmung der US-Regierung zu diesem Mega-Projekt ist conditio sine qua non für den Erfolg dieses Unternehmens.
... oder doch gute Chancen der Europäer und Japaner
Die europäischen und japanischen Proponenten wären allerdings gut beraten, ihre jeweiligen Regierungen so rasch als möglich ins Spiel zu bringen, denn eine Entscheidung zugunsten einer Errichtung des neuen Teilchenbeschleunigers in den USA ist letztlich auch eine Entscheidung über die Wettbewerbsfähigkeit der Forschung in anderen Regionen der Welt.
Ein geschicktes Verhandeln könnte die Erfolgsaussichten, den Beschleuniger etwa in Europa oder im asiatischen Raum zu bauen, erhöhen. Denn auf eines können sich die Vertreter alternativer Standorte verlassen: der Bau des Teilchenbeschleunigers in den USA würde bedeuten, daß die USA den Löwenanteil der Kosten übernehmen müßten. Abgesehen davon, daß dies ohne Genehmigung durch den eher widerstrebenden Kongreß nicht möglich ist, wird befürchtet, daß dieses Geld dann eben in anderen Forschungsbereichen fehlt. Eine Angst, die nicht unberechtigt ist, wenn man bedenkt, daß bereits jetzt die mathematisch-physikalischen Wissenschaften die großen Verlierer im nächstjährigen F&E Budget der USA sind.
->   Artikel über das Projekt in der New York Times
 
 
 
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