Host-Info
Otto H. Urban
Institut für Ur- und Frühgeschichte,
Universität Wien
 
ORF ON Science :  Otto Urban :  Wissen und Bildung .  Gesellschaft 
 
Archäologie-Ausstellung: "Hügelland - Donauband"  
  Eine Sonderausstellung im Linzer Stadtmuseum Nordico zeigt bis 4. Juli 2004 die neuesten Ergebnisse der archäologischen Forschungen in und um Linz. Neben den Ausgrabungen werden moderne Techniken der Fundauswertung gezeigt.  
Ergebnisse der Zusammenarbeit zwischen Linzer Stadtmuseum und Universität Wien

Nordico
Durch zwei mehrjährige Forschungsprojekte des Instituts für Ur- und Frühgeschichte der Universität Wien und des Museums der Stadt Linz Nordico wurden die prähistorischen Höhensiedlungen und keltischen Befestigungen im Großraum Linz archäologisch erforscht.

Die Ergebnisse der Arbeiten werden nun gemeinsam mit modernen Techniken der Fundauswertung im Rahmen einer Sonderausstellung im Nordico gezeigt.

Bei einem Vergleich der Ergebnisse der archäologischen Ausgrabungen zeigte es sich, daß in mehreren Wellen, in der Kupferzeit vor rund 5.000 Jahren und in der späten Bronzezeit vor etwa 3.000 Jahren immer wieder Anhöhen und Berge bevorzugt als Siedlungsplatz aufgesucht und befestigt wurden.
Höhensiedlungen - Zentren der Urzeit

Freinberg
Einige dieser Zentren im Siedlungsbild ihrer jeweiligen Zeit wurden auch in der jüngeren Eisenzeit, der Keltenzeit, erneut befestigt - darunter der Freinberg.

Im Laufe des 1. Jhdt. v. Chr. verlagerte sich der Siedlungsschwerpunkt vom Freinberg hinunter auf den Römerberg - dem Bereich des Martinsfeldes bzw. des Kepler Parkes. So bildet dieser Höhenrücken den ältesten Siedlungskern von Linz, der kontinuierlich besiedelt worden ist.
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Hügelland - Donauband, Archäologie Raum Linz
Sonderausstellung im Museum der Stadt Linz - Nordico, geöffnet Montag bis Freitag 9 bis 18 Uhr und Samstag sowie Sonntag 14 bis 17 Uhr. Achtung, an Feiertagen geschlossen!
Erstmals werden die ältesten menschlichen Skelettreste aus Oberösterreich gezeigt, sie wurden in geologischen Ablagerungen der letzten Eiszeit im Raum Pichling entdeckt.
->   Nordico - Museum der Stadt Linz
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Windegg bei Steyregg -
eine jungsteinzeitliche Siedlung an einem Donauabbruch

Windegg
Während der Jungsteinzeit (6. und 5. Jahrtausend v. Chr.) entstanden im Linzer Raum erstmals Siedlungskammern, die systematisch landwirtschaftlich genutzt wurden.

Im Bereich von Windegg wurde knapp oberhalb des Donauabbruches Überreste einer bäuerlichen Siedlung gefunden und ebenfalls im Rahmen der Kooperation untersucht.

Es konnten zwei verschieden alte jungsteinzeitliche Kulturschichten entdeckt werden; die in den Horizonten enthaltenen Tongefäßfragmente belegen deutliche Einflüsse aus den Nachbarräumen.
->   Publikationen LAF Sh. XIV und LAF 27
Kieselsteine als neolithische Arbeitspodien
 


Während den Ausgrabungen stießen die studentischen MitarbeiterInnen und freiwilligen Helfern auf zumeist großes Interesse der örtlichen Bevölkerung.

Im Bild: Frau Mag. Grömer, die örtliche Grabungsleiterin, bei eine der zahlreichen Führungen. Deutlich zu erkennen sind die aus einer Lage Kieselsteinen gebildeten neolithischen Arbeitspodien.
Freinberg

Freinberg
Die ältesten Spuren auf dem Freinberg stammen aus der späten Jungsteinzeit, der Kupferzeit (4. und 3. Jahrtausend v. Chr.).

Zahlreiche Steinwerkzeuge, darunter auch Halbfertigprodukte (siehe Bild) , Klingen und Pfeilspitzen belegen eine Höhensiedlung auf dem Freinberg. Während der Zeit "des Ötzis" wurden im Großraum Linz mehrere Höhensiedlungen errichtet und zum Teil bereits durch Abschnittsgräben (und Wälle?) gesichert.
->   Burgwiese von Kremsdorf bei Ansfelden - eine spätneolithische Befestigung
Spätbronzezeitliche Wallburgen im Linzer Raum - Freinberg

Freinberg
Vor rund 3.000 Jahren entstanden während der Spätbronzezeit rechts und links der Donau mehrere Hektar große Wallburgen. Die Erdwälle sind heute noch gut im Gelände erkennbar.

Allein auf dem Linzer Freinberg brannte die spätbronzezeitliche Befestigung drei mal ab und wurde von den Menschen immer wieder erneut aufgebaut und erhöht. Kleine Bauopfer wurden dabei immer wieder niedergelegt (siehe Bild).
->   Freinberg (neu!)
Luftenberg

Luftenberg
Links der Donau, am Südabhang des unteren Mühlviertels, befindet sich auf dem Luftenberg eine Ringwallbefestigung, die auch aus der Spätbronzezeit stammt und wo ebenfalls Bauopfer entdeckt worden sind.
->   Luftenberg bei Linz: Spätbronzezeitliche Wallburg
Keltische Befestigungen in Linz - Gründberg

Gründberg
Während der Keltenzeit wurden erneut mehrere Höhen in Linz besiedelt und befestigt. Neben dem Freinberg ist hier besonders der Gründberg zu nennen, wo einst wohl ein Oppidum an einer günstigen Nord-Süd-Route, die quer durch das Mühlviertel Richtung Südböhmen, ins Moldau-Tal, führte.
->   Keltische Funde vom Linzer Gründberg
Keltisch-römische Siedlungskontinuität im Kepler Park

Kepler Park
Einen Schwerpunkt der Ausstellung bilden die Ausgrabungen auf dem Römerberg - dem Stadtberg von Linz, wo vor mehr als 2.000 Jahren bereits Kelten gesiedelt haben.

Die keltischen Holzbauten mit Schwellbalken waren ebenso orientiert wie die römischen Steinbauten. Kleinfunde weisen in die Jahrzehnte vor bzw. nach Christi Geburt.

In der römischen Kaiserzeit hatte diese Zivilsiedlung fortbestanden; ein römischer Ofen aus dem 1. Jhdt. ist heute noch in der bekannten Martinskirche zu sehen.
->   Neues und Altes zur Martinskirche von Linz
Neufund im Kepler Park
 


Grab eines oder einer etwa 12-jährigen Verstorbenen inmitten spätantiker Mauerresten.

Kepler Park ist jene Grünanlage der Stadt Linz, der sich hinter dem Kepler Denkmal befindet - Wegweiser Donaublick.
Spätantike Höhensiedlung auf dem Römerberg

Kepler Park
Während der Spätantike verlagerte sich sowohl der militärische wie zivile Schwerpunkt der Linzer Besiedlung wieder auf den Römerberg, wo neben einem Lagergraben (freigelegt durch das Bundesdenkmalamt im Zuge von Rettungsgrabungen) Siedlungsstrukturen und einzelne Gräber festgestellt werden konnten.

Im Bild zentral ein fast 4 m tiefer, im Querschnitt quadratischer Wasserschacht.
->   Das antike Linz - Lentia (www.linz.at)
Neuzeitarchäologie -
der jüngste Abschnitt der "Ur- und Frühgeschichte"

 


Die Ausgrabungen in der Stadt Linz enden natürlich nicht in der Antike, vielmehr erfassen sie auch oftmals interessante neuzeitliche Strukturen. So wurden im Kepler Park unter den Überresten des 2. Weltkrieges ein vermutlich zu einer Kanonen-Stellung gehörender Befestigungsgraben aus der Zeit der napoleonischen Kriege (siehe Bild mit Lackprofil) archäologisch erfaßt und in der Lage exakt dokumentiert.

Im Rahmen der Ausstellung werden weiters mittelalterliche und frühneuzeitliche Funde aus den Grabungen im Alten Rathaus gezeigt.
->   Nordico - Museum der Stadt Linz
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Neue Publikationen,
Linzer Archäologische Forschungen (LAF) Sonderhefte

E.M. Ruprechtsberger: Neue Forschungen zur Urgeschichte des Linzer Raumes zum antiken Lentia, Linz 2003, SH 27. EUR 5,-

E.M. Ruprechtsberger, P. Trebsche: Eine Töpferwerkstätte in Linz aus der Zeit um 1600, Linz 2003, SH 28. EUR 3,-

E.M. Ruprechtsberger, Einige Gedanken zum zeitlichen und kulturellen Umfeld des Martyrers Florianus von Norikum - ein Essay
Linz 2003, SH 29. EUR 3,50

E.M. Ruprechtsberger, O.H. Urban, Neufunde von bronzezeitlichen Schwertern aus Luftenberg und Steyregg - Zur Spätbronzezeit im Linzer Raum, Linz 2004, SH 31.
->   Nordico (Shop mit Buchladen)
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->   Sämtliche Beiträge von Otto Urban in science.ORF.at
 
 
 
ORF ON Science :  Otto Urban :  Wissen und Bildung .  Gesellschaft 
 

 
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