Host-Info
Otto H. Urban
Institut für Ur- und Frühgeschichte,
Universität Wien
 
ORF ON Science :  Otto Urban :  Wissen und Bildung .  Gesellschaft 
 
Bibracte: Ein Mekka der Keltischen Archäologie  
  Die Erforschung eines der bedeutenden gallischen Stämme und deren Zentrum steht im Mittelpunkt eines Festvortrages der Österr. Gesellschaft für Ur- u. Frühgeschichte, der am 30. März 04 stattfindet.  
Die Feurigen

Die Haedui (d. h. "die Feurigen") sind das größte keltische Volk in Zentralgallien und Bibracte ist ihre "größte und reichste Stadt", schreibt Cäsar im 1. Buch seines Berichtes über den Gallischen Krieg.

Seit 1995 führt die Universität Wien im Rahmen einer internationalen Kooperation Ausgrabungen in den Befestigungswerken von Bibracte durch (Bild mit originalem, noch über 1 m hoch erhaltenem murus Gallicus).

In diesem Beitrag soll eine kurze Geschichte der Haeduer gegeben werden - einer der am besten bekannten keltischen Stämme Galliens.
->   Bibracte - Grabungen der Univ. Wien
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Bibracte - ein Mekka der keltischen Archäologie
Anläßlich der Jahreshauptversammlung der Österreichischen Gesellschaft für Ur- und Frühgeschichte halte ich am Institut für Ur- und Frühgeschichte der Universität Wien einen Festvortrag über die Ergebnisse der Forschungen in Bibracte.

Ort: 1190 Wien, Franz-Klein-Gasse 1, 3. Stock, Hörsaal
Zeit: 30. März 2004, 18 Uhr 30
->   Bibracte (CAE)
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Geschichte der Haeduer - der legendäre Anfang
Nach Livius (5, 34, 5 u. 9) eines der keltischen Altvölker, die zur Zeit Tarquinius Priscus in der Gefolgschaft des legendären Belovesus, dem Schwesternsohn des Biturigen-Königs Ambigatus, nach der Überquerung der Alpen in das Gebiet der Insubrer einwanderten und Mediolanum (das heutige Mailand) gründeten.
->   Livius
(Cultural Heritage Language Technologies)
121 v. Chr. Haeduer baten Rom um Hilfe
121 v. Chr., als die Averner die Führung ganz Gallien inne hatten und sich ihre Macht nach Strabon (4, 2,3 p. 191) von den Pyrenäen bis an den Rhein erstreckte, riefen die Haeduer Rom zu Hilfe (Florus, Rerum Romanarum 1, 37, 4), weil die von den Arvernern unterstützten Allobroger ihr Land verwüsteten (Liv. Periocha 61; Appianus, Kelt. 12).

Q. Fabius Maximus schlug mit seinen Truppen daraufhin die keltische Heerschar, die unter der Führung des Arverner-Königs Bituitus stand.

In der Folge wurde ein Streifen, der von den Pyrenäen im Westen bis zum Genfer See im Osten reicht (die spätere römische Provinz Gallia transalpina), annektiert und 118 v. Chr. die Colonia Narbo Martius /Narbonne gegründet.
Gallien im 2. Jhdt. v. Chr.

Siedlungsarchäologisch ist Gallien im 2. Jhdt., in der Mittel-Latènezeit, durch die Entstehung großer offener, d.h. unbefestigter Dörfer gekennzeichnet (bspw. Verberie, Oisne) in denen neben Landwirtschaft erstmals in großem Umfange Handwerk und Handel betrieben wurde. Archäologisch gut faßbar sind dabei Metallhandwerk und Textilherstellung; der Import von Amphoren und die Benützung von Münzen belegt den Handel.

Fällt der Schwerpunkt der greco-italischen Amphoren noch in die Zeit vor die Mitte des 2. Jhdts. so wird dieser im Laufe der 2. Hälfte des 2. Jhdts. durch den Import von sogenannten Amphoren vom Typ Dressel 1A, die aus Werkstätten südlich von Pisa und nördlich von Neapel stammen, abgelöst.
->   Amphoren, Dressel 1 (intarch.ac.uk)
Diviciacus, der Erste unter den Haeduern
Vermutlich bereits vor 71 v. Chr. war Diviacus der Erste unter den Haeduern und damit auch der Prinzipat ganz Galliens (b. g. 1,20,2).

61 v. Chr. suchte dann Diviciacus - vorerst ohne Erfolg - in Rom um Hilfe gegen die Sequaner und den mit ihnen verbündeten germanischen Heerscharen unter Ariovist.
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Eporedorix - ein Druide in Gefangenschaft?
Unter den Häduern wird als Feldherr ein Eporedorix erwähnt; dieser wurde 52 v. Chr. von Cäsar gefangengenommen und von Cicero (div. 1,90) aufgesucht, um Näheres über die keltische Wahrsagekunst in Erfahrung zu bringen.
->   Religion der Kelten - Druide (Univ. Leipzig)
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Innere Spannungen - Auslöser des Gallischen Krieges

58 v. Chr. rief dann Diviciacus erneut Cäsar um Hilfe gegen die Helvetier. Dumnorix, der jüngere Bruder von Diviciacus, war mit der Tochter des Helvetiers Orgetorix verheiratet und versuchte durch einen Umsturz die Macht der Haeduer zu übernehmen und das Königtum wieder herzustellen. Durch die Mithilfe Cäsars konnte Dumnorix ausgeschaltet werden.

Letztendlich wurde Dumnorix dann, als er sich weigerte mit Cäsar nach Britannien überzusetzen, von den römischen Truppen erschlagen.
Schlacht bei Bibracte

Es folgt die Schlacht Cäsars gegen die Helvetier "18 Meilen von Bibracte" entfernt. Dabei errichteten die Kelten auf einer Anhöhe eine Wagenburg, wurden aber dennoch von den römischen Truppen geschlagen.

Im folgenden Jahr, 57 v. Chr., unterstützte Diviciacus mit seinen Kriegern Cäsar im Kampf gegen die Belgier.

Bild mit Münze des Dubnorix (Dumnorix) mit Schwert, Carnyx und Trophäenschädel.
Wahl von Vercingetorix als Oberbefehlshaber in Bibracte

52 v. Chr. schlossen sich die Haeduer dann nach "langem Schwanken dem Aufstand gegen Cäsar an" und hielten in Bibracte ein Concilium totius Galliae, einen Landtag ganz Galliens ab, auf dem Vercingetorix - sehr zum Ärger der Haeduer - als Oberbefehlshaber bestätigt wurde.
->   Vercingetorix (www.alesia.fr)
Der sterbende Gallier von Alesia
 


52/51 v. Chr. - Cäsar in Bibracte

Nach der verlustreichen Schlacht von Alesia wurden die Haeduer und Arverner von der Versklavung ausgenommen. Die Arverner werden jedoch kaum mehr genannt; die Remer und Haeduer übernahmen dagegen wiederum die Vorherrschaft in Gallien.

Im Winter 52/51 v. Chr. nahm Cäsar für wenige Wochen Quartier in Bibracte - vielleicht diktierte er in dieser Zeit auch Teile des Commentars.

Röm. Münze, geprägt 46/45 v. Chr.
Bibracte blüht auf

Bibracte blühte in den nächsten Jahrzehnten auf bis dann Augustodunum (das heutige Autun) nach Christi Geburt neuer Zentralort wurde. Das Bild zeigt eine Säulenbasis eines basilikaartigen Gebäudes, die vom ungarischen Team unter Leitung von Prof. Szabo im Zentrum von Bibracte in voraugusteischen Schichten entdeckt worden ist.

In augusteischer und tiberischer Zeit dürften die Haeduer unter den Stämmern Galliens das Prinzipat innegehabt haben; so wird unter Tiberius ein Haeduer princeps Galliarum (Vell. Paterculus 2, 139, 3). Trotzdem empörten sie sich 21 n. Chr. gegen Rom.

Unter Claudius traten dann Haeduer als erste Gallier in den römischen Senat ein (Tacitus, Ann. 11,25)
->   Augustodunum
(www.burgund-tourismus.com)
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Bibracte gestern, heute und morgen
Im Vortrag wird die forschungsgeschichtliche Bedeutung der Grabungen auf dem Mont Beuvray (Burgund), die lange Zeit das Bild keltischer Städte (Oppida) prägte, die Ergebnisse der Ausgrabungen der Universität im Befestigungswerk von Bibracte sowie die moderne Präsentation der archäologischen Fundstätte und ihre touristische Nutzung gezeigt.
->   Raumstrukturen (Univ. Leipzig)
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ORF ON Science :  Otto Urban :  Wissen und Bildung .  Gesellschaft 
 

 
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