Host-Info
Otto H. Urban
Institut für Ur- und Frühgeschichte,
Universität Wien
 
ORF ON Science :  Otto Urban :  Gesellschaft .  Wissen und Bildung 
 
Von Männerbünden und Eliten
Gesellschaftsstrukturen der älteren Eisenzeit
 
  Prof. Tomedi (Innsbruck) berichtet über hallstattzeitliche Sozialstrukturen im Südalpenraum aufgrund der Ergebnisse der Untersuchungen des Gräberfeldes von Frög (Kärnten).  
Gräber - Spiegel der Gesellschaft?

Frög
Anhand der großen spätbronzezeitlichen und ältereisenzeitlichen Gräberfelder Kärntens und unter Berücksichtigung der antiken Nachrichten erstellt Prof. Gerhard Tomedi (Universität Innsbruck) gesellschaftliche Modelle der Hallstattkultur im südalpinen Raum.

Bisher wurden die reich ausgestatteten und oftmals isoliert von den Nekropolen liegenden Prunkgräber der Hallstattkultur als so genannte Fürstengräber bezeichnet. Beste Beispiele dafür stammen aus der Steiermark (Kleinklein, Strettweg) oder Oberösterreich (Uttendorf). Es lassen sich jedoch regional deutliche Unterschiede in der Lage, im Aufbau und in der Ausstattung feststellen.

In meinem letzten Beitrag bzw. im Forum wurden Fragen der hallstättischen Gesellschaft angesprochen - sie gaben den Anlass für vorliegenden (Kurz)beitrag.
->   Hallstatt in Frankreich (7.5.04)
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Prof. G. Tomedi
Vortrag von Prof. Dr. Gerhard Tomedi
Hallstattzeitliche Sozialstrukturen im Südalpenraum, veranstaltet vom Arbeitskreis Eisenzeit der Österr. Gesellschaft für Ur- und Frühgeschichte.

Ort: Archäologie-Zentrum; 1190 Wien, Franz-Klein-Gasse 1, 3. Stock (Institut für Ur- und Frühgeschichte der Univ. Wien)

Zeit: 13. Mai 2004, 18 Uhr c.t.
Eintritt frei
->   Biographie: Prof. Gerhard Tomedi (uibk.ac.at)
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Frög - Rosegg (Kärnten)

Grundlage für die Ausführungen dürfte die umfangreiche Studie von Tomedi über die Hallstattnekropole von Frög (Kärnten) bilden, wo bereits vor mehr als 100 Jahren zahlreiche Grabhügel (Tumuli) geöffnet worden sind. Später wurden dann wegen des Baues eines Draukraftwerkes umfangreiche Rettungsgrabungen durch das Bundesdenkmalamt durchgeführt.

Die reichen Funde von Frög belegen Beziehungen zu den Venetern und Etruskern sowie zu den pannonischen Gruppen der Hallstattkultur. In Einzelfällen - im eher älteren Bereich des Gräberfeldes - könnten sogar Kontakte bis in das Schwarzmeergebiet gereicht haben.

Im älteren Abschnitt des Gräberfeldes deuten die Bestattungen auf eine eher männerbündisch orientierte Gesellschaft hin, wie sie auch von Griechenland bekannt war. Mit dem Beginn der eigentlichen Hallstattkultur haben sich dann die Frauen - zumindest jene, die den Eliten zuzurechnen sind - emanzipiert.
->   Archaeolingua Band 14, 2003
Der Bleiwagen von Frög

Foto: Landesmuseum für Kärnten
Frög ist wegen seiner zahlreichen Bleifiguren bekannt. Eines der herausragendsten Fundstücke ist das Modell eines hallstattzeitlichen Wagens. Es wurde vom Römisch-Germanischen Zentralmuseum Mainz restauriert.

Wahrscheinlich war es das Symbol eines Totenwagens, auf dem der Verstorbene ins Jenseits geführt wird. Das in jüngster Zeit neuerlich um einige Stücke ergänzte Modell ist in Klagenfurt im Landesmuseum zu sehen.
->   Mehr zum Totenwagen (Universität Klagenfurt)
Bleifigürchen
 


Neben dem Wagenmodell fanden sich im Gräberfeld von Frög zahlreiche Reiter- und Tierfigürchen, gefäßtragende Personen und Applikationen in Form von Wasservogel- und Sonnen- bzw. Radmotiven aus Blei.

Die Originalstücke befinden sich sowohl im Landesmuseum für Kärnten und im Stadtmuseum Villach, als auch in der Prähistorischen Abteilung des Naturhistorischen Museums in Wien.
Studiensammlung

Frög (IUF)
In der Studiensammlung des Instituts für Ur- und Frühgeschichte der Universität Wien wurde im Zuge der Erhebungen für die Eröffnungsbilanz drei Bleifigürchen aus Frög bemerkt. Sie stammen aus einer Privatsammlung, die vor einigen Jahren der Studiensammlung geschenkt worden war, und lagen in einem unscheinbaren Holzschächtelchen.
->   Kurze Einführung zur Studiensammlung

Frög (IUF)
Die Reiterfigur war auf der Rückseite flach und wurde daher in einer offenen Form gegossen. Auf der Vorderseite wird die Mähne des Hengstes betont; der Reiter wirkt dagegen stark schematisiert.

Bei beiden stehenden Figuren deutet die Handhaltung, dass sie vielleicht ein Gefäß getragen hatten.

Ein herzliches Dankeschön Frau G. Gattinger (IUF) für die schönen Fotos der Bleifiguren aus der Studiensammlung.

 


->   Sämtliche Beiträge von Otto Urban in science.ORF.at
 
 
 
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