Host-Info
Otto H. Urban
Institut für Ur- und Frühgeschichte,
Universität Wien
 
ORF ON Science :  Otto Urban :  Wissen und Bildung .  Gesellschaft 
 
Mythos Salz im Keltenmuseum Hallein
Aktuelles zur Archäologie auf dem Dürrnberg (Szbg.)
 
  Neue Siedlungsfunde vom Dürrnberg ergänzen das bisherige Bild der Kelten im Raum Hallein. Das Keltenmuseum bietet sich nach einer längeren Renovierung gemeinsam mit der Salzwelt Salzburg im neuen Stile.  
Siedlungsgrabungen auf dem Dürrnberg

Putzenfeld 2003
Auf dem Dürrnberg bei Hallein wurden im letzten Jahr aufschlußreiche Siedlungsgrabungen durchgeführt. Die Rettungsgrabungen ermöglichen erstmals im Raum Dürrnberg einen Vergleich der Siedlungs- und Hausbauweise in Berg-, Hang- und Tallage.

Unterhalb des Putzenkopfes wurden zwei Gebäude nachgewiesen, die Ost-West-orientiert waren. Die Steinrollierungen waren noch gut erkennbar; die Abdrücke auf dem Hüttenlehm deuten auf Blockwandtechnik. Außerdem konnten Spuren eines quadratischen, etwa 4 x 4 Meter großen Pfosten- oder Schwellenbaues dokumentiert werden.
->   Aktuelles vom Dürrnberg im science.orf.at
Die Stützmauer
 


Unterhalb der Stützmauer, welche die Siedlungsterrasse nach unten hin abschließt, lag eine Schicht mit Brandschutt und Abfallmaterial metallverarbeitender Werkstätten (Gußtiegel, Schlacken etc.). Die sekundär gebrannte Keramik und der gebrannte Hüttenlehm deuten darauf hin, dass ein Teil der Siedlung abgebrannt ist und die Überreste auf den unteren Geländeabsatz abgelagert worden sind. Dabei wurde auch einiges Altmaterial, wie bronzene Tierkopffibeln, eine Schuhfibel und diverse Halbfabrikate verlagert.

Putzenfeld
Die Gebäude auf der Terrasse dürften aus der so genannten mittleren Latènezeit, etwa dem 3. Jhdt. v. Chr., stammen. Die Kleinfunde in der Brandschuttschicht sind dagegen älter und weisen in die frühe Latènezeit, 5. und besonders 4. Jhdt. v. Chr.

Am Bild ist die geophysikalische Prospektion des Geländes (unter erschwerten Bedingungen) zu sehen. Die Ergebnisse der modernen Prospektion, welche von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ArcheoProspections) in Kooperation mit der Universität Wien (VIAS) durchgeführt worden sind, passen sehr gut mit den bisher vorgenommen Ausgrabungen überein.
->   ArcheoProspections

 


Interessanter- und überraschenderweise fanden sich auch Skelettfunde auf den Siedlungsterrassen. Die Ausgrabungen sollen auf dem Putzenfeld im Juni 2004 fortgesetzt werden.

Alle Fotos vom Putzenfeld: Österr. Forschungszentrum Dürrnberg (Stefan Moser)
->   Vienna Institute for Archaeological Science
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Forschungszentrum Dürrnberg
Die archäologische Betreuung des Dürrnbergs wird seit 1985 vom ÖSTERREICHISCHEN FORSCHUNGSZENTRUM DÜRRNBERG wahrgenommen. Das ÖFD wird hauptsächlich vom Bund und Land Salzburg sowie der Stadt Hallein und den Salinen Austria finanziert. Alle Aufgaben der Bodendenkmalpflege, die von kurzfristigen Rettungsmaßnahmen bis zu größeren Forschungsprojekten reichen, werden von Mag. Kurt Zeller, dem Leiter des Forschungszentrums und Direktor des Keltenmuseum, koordiniert bzw. durchgeführt. Die Ergebnisse der Arbeiten und Forschungen werden im Keltenmuseum Hallein präsentiert.
->   Neue Ausgrabungen - Projekt Eislfeld
(www.forschungszentrum-duerrnberg.at)
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Keltenmuseum Hallein
 


Die so genannte Gesichtsmaske aus dem Fürstengrab vom Dürrnberg, ein Bronzeblechbeschlag einer hölzernen Röhrenkanne, der im Prunkgrab 44/2 vom Dürrnberg entdeckt worden ist, gilt als Logo der bedeutendsten Sammlung keltischer Altertümer im Alpenraum - dem Keltenmuseum Hallein.

Die Originalbeschläge sind zur besseren Anschauung auf einem Kunststoffkörper, der etwa dem vermutlich gedrechselten Holzgefäß entspricht, montiert.
Das Fürstengrab vom Dürrnberg

Im Saal 19 des im April neu eröffneten Keltenmuseums werden die reichsten Gräber, die auf dem Dürrnberg bisher entdeckt worden sind, gezeigt. Neben einer griechischen Schale erhielt der mit seinen Waffen ausgestattete Streitwagenkrieger neben den Speisebeigaben eine große Bronzesitula (ein Weinkübel), die mit Bronzebeschlägen reich verzierte Holzkanne und eine interessante Pilgerflasche - wohl mit Getränken gefüllt - mit ins Grab.
->   Museumsrundgang (www.keltenmuseum.at)
Die Pilgerflasche vom Dürrnberg

Die über 50 cm große, bronzene Pilgerflasche fast an die 18 Liter geharzten Wein, wie geringe Rückstände im Inneren belegen. Sie steht auf vier anthropomorph geformte Beine und weist am Flaschenkörper und am Hals eine - auch am Original kaum sichtbare - feine Ritzverzierung in Zirkelornamentik auf.

Der Gefäßkörper ist außerdem durch heute weiß verfärbte Korallenauflagen geziert. Die ursprünglich auf der bronzefarbenen Kanne rot herausleuchtenden fünf Knöpfe sind in Kreuzesform angebracht. Eine in vielfacher Hinsicht interessante Grabbeigabe ohne vergleichbare Entsprechung - ein Unikat.

Alle Fundfotos: Keltenmuseum Hallein.
Detail der Pilgerflasche.

 


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Mythos Salz
Die Salzwelten Salzburgs - Bad Dürrnberg NEU und das Keltenmuseum Hallein NEU - stellen sich ab 3. April mit einem völlig neuen Gesicht dar und präsentieren den Mythos Salz in erlebnishafter, abwechslungsreicher Weise - so der Werbetext.

Und in der Tat - die neue Museumsgestaltung ist gut gelungen und gibt einen hervorragenden Überblick über die neuen Ergebnisse der archäologischen Forschungen, wie dies auch Michael Stadler von den Salzburger Nachrichten, allerdings etwas aufregender (oder aufgeregter) in seiner Zeitreise in die Welt der Kelten formuliert:
->   Den Mund drohend zum Kampfschrei geöffnet ... (www.salzburg.com)
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->   Salzwelten Salzburg
->   Sämtliche Beiträge von Otto Urban in science.ORF.at
 
 
 
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