Host-Info
Otto H. Urban
Institut für Ur- und Frühgeschichte,
Universität Wien
 
ORF ON Science :  Otto Urban :  Wissen und Bildung 
 
Ur- und Frühgeschichte, heute und morgen
Entwicklungsplan mit Schwerpunktsbildung - zur Unireform
 
  Im Rahmen der Unireform wurde im Herbst der Entwicklungsplan des Instituts für Ur- und Frühgeschichte der Universität Wien erarbeitet. Er umfasst zehn Forschungs- und Lehrschwerpunkte.  
Ziel des Entwicklungsplanes
Ziel des Entwicklungsplanes ist es, die beachtliche Stellung des Institutes für Ur- und Frühgeschichte im internationalen Vergleich zu sichern bzw. in bestimmten Bereichen weiter auszubauen.

Gerade jetzt, wo unabhängig von der bestehenden Universitätslandschaft, Elite-Universitäten in Planung sind, erscheint es besonders wichtig auf die Forschungsleistungen der "alten", für jedermann und jederfrau zugänglichen Hohen Schulen hinzuweisen. Die Stellung der Universitäten - noch vor kurzen sollten sie Weltspitze werden - war in der Regel nicht so schlecht. Extreme Engpässe - ausgelöst meist durch ein ungenügendes Verhältnis von Lehrenden und Studierenden - waren auf wenige Studienrichtungen beschränkt.
Das Institut für Ur- und Frühgeschichte

Seyß-Inquart und Menghin
Das IUF gehört zu den ältesten universitären Einrichtungen der europäischen Prähistorie. Die Institutsgeschichte ist geprägt durch eindrucksvolle Leistungen, aber auch durch Fehlentwicklungen, wie der Verstrickung ihrer Angehörigen im Nationalsozialismus. Dies wird seit 1995 bekannt gemacht und öffentlich diskutiert.
->   Kabinett Seyß-Inquart und Oswald Menghin
...


Bibracte,
Murus Gallicus
Aufgaben und Ziele
Das IUF betrachtet seine Position im Donau-Alpen-Raum als Chance und Auftrag, versucht das Verständnis für die archäologischen Bodendenkmale als Zeugen einer gemeinsamen Geschichte zu fördern und die prähistorischen Prozesse, die als Grundlagen für die Identitätsbildung verschiedener Nationen und Regionen Verwendung fanden, kritisch zu reflektieren, mit dem Ziel Barrieren zwischen Angehörigen verschiedener Nationen und Kulturen abzubauen.
Die Größe des Lehrkörpers bietet die Möglichkeit, die Studierenden zu kritikfähigen und verantwortungsvollen (Prä-)Historikern auszubilden, offen für neue Theorien und Techniken.
Ziel ist eine sich gegenseitig befruchtende Forschung und Lehre in hoher, punktuell höchster, Qualität.
->   Kooperation mit Europäischen Archäologischen Zentrum (CAE) in Bibracte
...
Profil des Instituts für Ur- und Frühgeschichte (IUF):
IST-Zustand

Strögen (NÖ) mit neolithischem Kreisgraben.
Luftbildarchäologie: Entwicklung und Anwendung modernster Techniken im Bereich der Prospektion, Vermessung und Dokumentation (GIS). Es gibt kein archäologisches Universitätsinstitut mit einem vergleichbaren, modern ausgerüsteten Luftbildarchiv.

Umfassende Forschung und Lehre, welche - im Unterschied zu deutschen Instituten - die Gesamtbreite der Ur- und Frühgeschichte umfasst. Es gibt kein Universitätsinstitut im deutschsprachigen Raum, welches eine derartige Breite an Lehre anbieten kann.

Praxisorientierte Ausbildung im Zuge inländischer wie ausländischer Ausgrabungen und Forschungsprojekte. Es gibt kein Universitätsinstitut - zumindest im deutschsprachigen Raum - welches ein derartig vielfältiges Lehrgrabungsangebot regelmäßig anbietet.

Bestimmungsübungen mit Hilfe einer der größten Studiensammlungen und einer ausbaufähigen Fachbibliothek. Mit rund 40.000 Einzelobjekten handelt es sich um eine der umfassendsten Studiensammlungen in Mitteleuropa.
->   IUF - Leitbild
Prioritätenreihung des IUF in Forschung und Lehre
Den Punkten 1 bis 4 kommt eine sehr hohe Priorität zu, da sie der Internationalisierung der F+L dienen.

Den Punkten 5 bis 7 kommt eine hohe Priorität zu, da sie die Aufrechterhaltung des guten Standards des IUF sichern sowie die Weiterentwicklung des Studiums entsprechend dem Bologna-Prozess fördern.

Die Punkte 8 bis 10 haben dagegen grosso modo eine geringere Priorität im Sinne des Entwicklungsplanes des IUF.
1. Luftbildarchäologie und Dokumentationswesen (L+F)

Strass (NÖ). Höhenschichtenplan und 3D-Darstellung
> Luftbildarchäologische Prospektion mit fortlaufender eigenständiger Weiterentwicklung im Bereich der Photogrammetrie, Mustererkennung, GIS, Digitalisierung und Einsatz von Lidar sowie digitalen Sensoren.

> Grabung mit digitaler Dokumentation und Automatisierung der Grabungs- und Fundverwaltung.

> Weiterentwicklung der Vermessung mit Einsatz des GPS und Tachymetern.

> Inventarisierung, Erschließung und Ausbau des Luftbildarchivs.
->   Luftbildarchiv am IUF
2a. Urgeschichtliche Forschungen (L+F)

Linz-Gründberg, kel-tische Eisendepots
> Siedlungs- und wirtschaftsarchäologische Projekte und Grabungen (L+F) im Rahmen in- und ausländischer Forschungskooperationen mit spezifischen interdisziplinären Fragestellungen.

> Grundlagenforschung (F) mit Erstellung von Fundstellen-Datenbanken für den Einsatz im Bereich Landschaftsplanung, Raumordnung, Denkmalschutz etc.
->   Forschungen zur Stadtgeschichte von Linz in Kooperation mit dem Nordico
Siedlungsarchäologie

Modell der kupferzeit-lichen Befestigung
5.000 Jahre alte abgebrannte Häuser mit vollständigen Inventaren fanden sich auf dem Kleinen Anzingerberg (NÖ). Tausende verkohlte Pflanzenreste geben Hinweis auf Landwirtschaft und Umwelt.
->   Ökologie und Ökonomie der Kupferzeit
2b. Frühgeschichtliche und mittelalterarchäologische Forschungen (L+F)

Gars-Thunau, siedlungsarch. Flächengrabung
> Siedlungs- und wirtschaftsarchäologische Projekte und Grabungen in Kooperationen mit touristischen Institutionen (angewandte Forschung).

> Siedlungsarchäologische Projekte in Kooperation mit dem Denkmalschutz.
->   Kulturpark Kamptal, Krahuletz-Museum
Ein Herrschaftssitz der Völkerwanderungszeit

Oberleiserberg mit Zentralbau
Bei Ausgrabungen auf dem Oberleiserberg bei Ernstbrunn wurden Reste eines germanischen Königshofes aus dem 5. Jh. n. Chr. entdeckt. Die Funde geben erstmals exakte Hinweise zur Architektur (Größe und Bauweise) eines Herrschaftssitzes am Rande der antiken Welt zur Zeit der Völkerwanderung.
->   Der Oberleiserberg
Angewandte Siedlungsarchäologie

Germanisches Gehöft in Elsarn (NÖ)
Im Kulturpark Kamptal, in Elsarn, wurde ein germanisches Gehöft nachgebaut. Neben den rekonstruierten Gebäuden ist ein Feld und Garten mit Nutzpflanzen, welche die Germanen bereits kannten und verwendeten, zu sehen.
->   Germanisches Gehöft Elsarn
3. Studiensammlung und Fachbibliothek (L+F)

Steinproben aus dem neolithischen Bergwerk bei Mauer
> Aufnahme (Inventarisierung) und Ausbau der Studiensammlung (L) und der daran angeschlossenen Lithothek (F+L).

> Herausgabe der Institutszeitschrift Archaeologia Austriaca (F), nicht nur zur Aufrechterhaltung des Schriftentausches zu Gunsten der Fachbibliothek, sondern auch zur verstärkten Internationalisierung der Forschung.
->   Lithothek am IUF
4. Aufrechterhaltung und Weiterentwicklung der Infra-Struktur des IUF und 5. Verstärkte Öffentlichkeitsarbeit
> Grabungs- und Vermessungsgeräte.
> Restaurierwerkstätten.
> Graphik- und Fotografenlabor.
> EDV.

> Regelmäßige Aktualisierung der Homepages (Auftragsarbeit).
> Cooperated identity und Strategie der Öffentlichkeitsarbeit.
->   Präparation
6. Weiterentwicklung der Lehre durch Einrichtung neuer Programme und Module

3D-Rekonstruktion einer röm. Villa aufgrund einer geophysikalischen Prospektion durch VIAS
> Einrichtung eines neuen Doktoratsstudienplanes für Ur- und Frühgeschichte aufgrund der neuen Europäischen Studienorganisation.
> Einrichtung eines Doktoratsprogramms ARCHÄOLOGISCHE PROSPEKTIONSTECHNIKEN im Rahmen des Doktoratsstudiums Ur- und Frühgeschichte und in Kooperation mit der VIAS.
> Einrichtung eines Moduls ALTERTUMSWISSENSCHAFTEN UND ÖFFENTLICHKEITSARBEIT gemeinsam mit benachbarten Studienrichtungen.
> Einrichtung eines Masterprogramms UR- UND FRÜHGESCHICHTE anstelle des bestehenden Diplomstudiums bis 2007.
> Einrichtung eines Bakkalaureatprogramms im Rahmen der Historischen Kulturwissenschaften bis 2007.
->   VIAS in Kooperation mit ZAMG
7. Weiterbildung des (wissenschaftlichen) Personals
> Habilitationen.
> Besuch von Fortbildungskursen.
8a. Arbeiten zur Forschungsgeschichte

F. Wimmer, AVA
> Aufnahme und Durchsicht des Instituts- und Universitätsarchivs.
> Aufnahme und Durchsicht diverser Archive in Nachbarinstitutionen sowie Erstellung einer Quellendatenbank.
->   Friedrich Wimmer - vom Landesarchäologen zum NS-Regierungspräsidenten
8b. Forschungen zur Ur- und Frühgeschichte und Mittelalterarchäologie im Donau-Alpen-Raum
> Prospektion und Feldforschung.
> Aufnahme archäologischer Fundmaterialien.
8c. Entwicklung und Anwendung spezieller Methoden mit dem Ziel Grundlagen für ein weiteres Doktoratsprogramm zu erarbeiten
In den Bereichen
> Experimentelle Archäologie.
> Ethnoarchäologie.
9. Publikationsprojekte
> Wissenschaftlich.
> Populärwissenschaftlich.
> Neue Medien.
10. Öffentlichkeitsarbeit

> Ausstellung,

wie die ILLYRER-Ausstellung im Museum für Urgeschichte, bzw. die Sonderausstellungen in Linz.
->   Die Illyrer
Archäologie-Ausstellung HÜGELLAND-DONAUBAND in Linz

Präsentation der Ergebnisse der archäologischen Untersuchungen zur Stadtgeschichte von Linz, die von Ansfelden bis Steyregg und Luftenberg reichten und insgesamt sieben ur- und frühgeschichtliche Höhensiedlungen im Großraum Linz betrafen.
->   Sonderausstellung im Nordico
Fundstättenpräsentation

Rekonstruierte Toranlage, slawisch.
Gars-Thunau, slawische Schanze mit rekonstruiertem Südtor. Im Rahmen des Kulturpark Kamptal wurde ein erläuterter Wanderweg durch die ur- und frühgeschichtlichen Befestigungsanlagen am Schanzboden von Thunau eingerichtet.
->   Kulturpark Kamptal
Wallburg vom Braunsberg

Rekonstruierte Holz-Erde-Befestigung, keltisch.
1:1 Modell einer Palisadenbefestigung, welche vor mehr als 2000 Jahren die keltische Höhensiedlung auf dem Braunsberg schützte. Es wurde im Rahmen einer Kooperation zwischen dem Archäologischen Institut der Slowakischen Akademie der Wissenschaften (K. Pieta) und dem IUF errichtet und zeigt, dass auch im Raum Carnuntum, deren Landschaft durch römische Ruinen geprägt wird, ursprünglich Holzarchitektur üblich war.

[18.1.05]
->   Archäologie auf dem Braunsberg
...
MitarbeiterInnen des Instituts für Ur- und Frühgeschichte
Berichterstatter möchte auch an dieser Stelle allen MitarbeiterInnen des Instituts für ihr ungebrochenes Engagement und den Studierenden für die stete Bereitschaft aktiv an den Vorhaben und Projekten des Instituts mitzuarbeiten danken.
->   MitarbeiterInnen
...
->   Sämtliche Beiträge von Otto H. Urban in science.ORF.at
 
 
 
ORF ON Science :  Otto Urban :  Wissen und Bildung 
 

 
 Übersicht: Alle ORF-Angebote auf einen Blick