Host-Info
Otto H. Urban
Institut für Ur- und Frühgeschichte,
Universität Wien
 
ORF ON Science :  Otto Urban :  Wissen und Bildung 
 
Der Tod des alten Schamanen
Nachlass des Paläolithforschers F. Brandtner im Krahuletz-Museum
 
  Der wissenschaftliche Nachlass des Paläolithforschers Friedrich Brandtner wurde in der letzten Woche dem Krahuletz-Museum, Eggenburg (NÖ), übergeben. Prof. Gerhard Trnka übernimmt die wissenschaftliche Auswertung der altsteinzeitlichen Funde und Proben aus Willendorf und Grubgaben.  
Dr. Friedrich Brandtner

F. Brandtner, der bei Prof. L. Franz 1952 in Innsbruck mit der Dissertation über Kamegg - eine jungpaläolithische Freilandstation im Löss des Kamptales, promovierte, führte seine berufliche Laufbahn in die USA, wo er als Geologe in der Erdölwirtschaft tätig war.

In den 70er Jahren, im Ruhestand, kehrte er wieder nach Österreich zurück und versuchte, die in einem Dornröschenschlaf liegende Paläolithforschung wieder zum Leben zu erwecken.

Er führte Untersuchungen und Bohrungen u. a. in Großweikersdorf, Senftenberg und Willendorf durch. Die Ausgrabungen in Grubgraben bei Kammern wurden durch die Sonderausstellung "Eiszeitkunst und Schamanenzauber" bekannt. Heute ist eine Grabungsdokumentation im Rathaus von Kammern zu sehen. Eine Sonderausstellung ist, wie Museumsleiter Dr. Johannes Tuzar mitteilt, im Krahuletz-Museum in Vorbereitung.
->   Krahuletz-Museum, Eggenburg (NÖ)
Ein Schamane in Grubgraben?

In Grubgraben bei Kammern wurden 18 bis 19 Jahrtausende alte Reste eines altsteinzeitlichen Basislagers gefunden. Die vorliegenden Baustrukturen mit Steinsetzungen, Herdgruben, Feuerstellen lassen auf einen länglichen Bau mit Werkplatz und Sitzstein schließen. Zahlreiche Steinwerkzeuge, Bein- und Knochengeräte, darunter viele Spitzen (Zeltheringe) und eine Geweihhacke wurden entdeckt.

Gelochte Tierzähne, ein fein durchbohrtes Alabasterplättchen (kleines Foto oben) sowie ein kleiner Lochstab mit Ritzverzierung und eine Knochenflöte ließen den Ausgräber vermuten, dass es sich bei dem Bau um die Überreste des Zeltes (einer Jurte) eines Schamanen handeln könnte.

Die wissenschaftliche Bearbeitung des Nachlasses wird zeigen, inwieweit sich die Vermutungen des Ausgräbers bestätigen lassen. Die bereits durchgeführten Tierknochen-Analysen geben Hinweis auf die Jagd- und Zerlegungstechnik der Rentier- und Pferdejäger der letzten Eiszeit. Das Bild von D. West zeigt die in Grubgraben erhaltenen Pferdeknochen weiß und die fehlenden schwarz. Man sieht, dass nur der Schädel sowie die Hax'n (wohl mit Fell) ins Basislager gebracht worden sind; die anderen Teile der Wildpferde dürften dagegen bereits am Jagdplatz zerlegt und verzehrt worden sein.
Rekonstruktion des Schamanenzeltes
 


Rekonstruktion des Unterstandes (eines Zeltes bzw. einer Jurte) von Grubgraben, in der - so vermutete der Ausgräber - ein Schamane lebte.
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Knochenklang der Steinzeit
Von der Prähistorischen Kommission der Österreichischen Akademie der Wissenschaften wurde die Compact Disc "KNOCHENKLANG AUS DER STEINZEIT" herausgebracht, auf der auf originalen und rekonstruierten Flöten aus dem Paläolithikum Mitteleuropas gespielte Musik - Nomaden der Tundra, Die Jagd beginnt, Schamane, Tanz ums Feuer etc. - zu hören ist.

Auf dem Bild sind zwei Phalangenpfeiferln und eine Knochenflöte, die aus der Tibia eines Rentieres gefertigt worden ist, zu sehen (Foto: N. Sauter).
->   Österreichische Akademie der Wissenschaften
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->   Gerhard Trnka, Paläolithspezialist
 
 
 
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